Was ist „Parsec“? Welche Bundesliga-Mannschaft spielt zu Hause vor einer gelben Wand? Und was ist in Österreich doppelt so schwer wie in Deutschland? Wer diese Quizfragen auf Anhieb beantworten kann, hat gute Chancen beim Fernsehquiz.

Klaus Gieraths aus der Südstadt kennt die richtigen Antworten. Er hat sich die Fragen selbst ausgedacht. Als Quizfragenautor für TV-Sendungen konzipiert er Fragen und Antworten zu unzähligen Themen. Sein aktuelles Projekt: „Alle auf den Kleinen“, eine neue RTL-Spielshow mit Comedian Oliver Pocher und Moderatorin Sonja Zietlow.

Wenn Klaus Gieraths morgens ins Büro kommt, schlägt er als erstes die Zeitung auf und studiert die tagesaktuellen Ereignisse. Es folgen viele Klicks im Internet, die Recherche in Lexika und Nachschlagewerken sowie Gespräche mit Experten und Kollegen – stets auf der Suche nach spannenden Fragen und Antworten für ein Publikum der Unterhaltungsbranche.

„Eine gute Quizfrage behandelt entweder ein interessantes Thema oder sie ist witzig“, erzählt Gieraths. Musik, Sport, Erdkunde, Geschichte, Klatsch und Tratsch: „Es ist wichtig, dass die Fragen abwechslungsreich sind.“ Schließlich sollen die Zuschauer mit raten können. „Da muss für jeden etwas dabei sein.“

Hier werden die Fragen geschrieben
Hier werden die Fragen geschrieben

Eigentlich ist Gieraths Fernsehredakteur. Als das Geschäft der privaten TV-Sender in den 90er Jahren in Köln florierte, war der gebürtige Bergisch Gladbacher sofort mit dabei. Er entwickelte Beiträge für Endemol, Brainpool und Tele 5, arbeitete als Produzent, Autor und Redaktionsleiter. „Damals wurde man nur so rumgereicht“, erzählt er. Durch Zufall sah er eine Stelle, in der Autoren für Quizfragen gesucht waren. Für den neugierigen Menschen, wie er sich selbst bezeichnet, kam der Job wie gerufen. Es folgten Aufträge für die ZDF-Quizsendung „Risiko!“ und das SWR-Wissenquiz „Meister des Alltags“. Auch heute begeistert ihn noch sein Spezialgebiet: „So viele Quizfragenautoren gibt es gar nicht, die das gerne machen und ein Händchen dafür haben.“

Inspirationen für seine Ideen erhalte er überall, meint er. „Man muss einfach mit offenen Augen und Ohren herum laufen und die Dinge hinterfragen. Letztens sagte jemand zu mir: ‘Das ist mir nicht ganz koscher’. Da kam mir direkt die Idee, nach dem Gegenteil von koscher zu fragen. Das kennt nämlich kaum jemand: trejfe.“

Meistens werden in den TV-Sendungen mehr einfache als schwere Quizfragen gespielt. Daran müsse man beim Schreiben denken, erzählt er. Wie lange man pro Frage braucht, hänge vom Thema und den möglichen Antworten ab. Manchmal seien es fünf Minuten, manchmal zwei Stunden, weil die Recherche länger dauere.

 

Die Eine-Million-Euro-Frage

Doch woher weiß man, wann eine Frage schwierig ist und sich für den Gewinn um den Jackpot eignet? „Das sind Erfahrungswerte“, sagt er. „Man muss herausfinden, aus wie vielen Ecken die Kandidaten das Wissen haben können.“ Umso weniger es gibt, desto schwerer ist die Frage. Ein Beispiel ist die Quizfrage nach Parsec, der Abkürzung für parallaktische Sekunde, eine astronomische Einheit für die Entfernung von Himmelskörpern. Ein Parsec entspricht etwa 3,26 Lichtjahren, das sind 31 Billionen Kilometer. „Die Antwort kann man wissen, wenn man Astronom ist, sich für Physik interessiert oder Star Trek und Krieg der Sterne gesehen hat“, weiß er. „Das ist für mich eine typische Millionenfrage. Aber da hat jeder seine eigenen Vorstellungen und Präferenzen.“

Eine etwas leichtere Quizfrage dürfte die Frage nach der Bundesligamannschaft sein, die zu Hause vor einer gelben Wand spielt. „Für einen Fußballfan sehr einfach, für meine Oma schwierig.“ Hinter der gelben Wand versteckt sich die Fankurve von Borussia Dortmund. Gieraths und seine Kollegen sprechen gerne in Bildern. Das sei ideal für die Fragenformulierung.

Sehen, was ankommt

Der Autor erfährt erst bei der Ausstrahlung der Sendung, ob seine Quizfragen erraten werden. „Manchmal denkt man sich großartige Sachen aus, die in der Show gar nicht so gut ankommen, wie gedacht“, sagt er. Vieles sei natürlich auch vom Moderator, den Kandidaten und der Spielrunde abhängig. „Es macht einen Unterschied, ob die Fragen zu Beginn der Sendung, wenn es noch nicht um viel geht, oder zum Ende hin gestellt werden. Man weiß nie, wie nervös die sind.“

An sein schönstes Fernseherlebnis erinnert er sich noch gerne zurück. „Da hat eine Kandidatin eine schwere Frage prompt beantwortet – nur, weil sie sich zufällig mit ihrer Freundin eine Woche zuvor über dieses Thema unterhalten hat.“ Gefragt war nach etwas, was in Österreich doppelt so schwer ist wie in Deutschland – das Zentner. „Allein zu sehen, wie sie die Frage hört und grinsend sagt „Ah, das weiß ich“ war sehr sympathisch.“ Ihn freut es jedes Mal, wenn seine Fragen richtig beantwortet werden. „Es ist toll zu sehen, woher die Menschen etwas wissen und eine Geschichte dahinter steht.“