Das Oldenburger Münsterland möchte E-Bike-Touristen anlocken. Mit sanftem Anschub sollen drei Seen in vier bis sechs Tagen erreicht werden. Zwischen ihnen liegt eine bis zu 260 Kilometer lange Strecke übers flache Land.

Zugegeben, das Oldenburger Münsterland ist wohl nicht das erste Reiseziel an das man denkt, wenn man ein paar Tage in der Natur verbringen will. Dabei hat der Landstrich im Nordwesten Niedersachsens mehr als mancher Küstenort an der Nordsee zu bieten. Die waldreichen Dammer Berge mit dem Dümmer See für Wassersportler, die fisch- und vogelreiche Schärenzone an der Thülsfelder Talsperre, die breiten Moorgebiete im Nordkreis Vechta und die beschauliche Flusslandschaft des Hasetals.

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Dieses Wechselspiel der Landschaften erlebt man am besten auf einer Fahrradtour mit kulinarischen Zwischenetappen. „E-Bikes sind in unserer Region stark im Kommen“, sagt Vivienne Werner vom Verbund Oldenburger Münsterland. „Wir möchten, dass jeder die Route schaffen und genießen kann.“ Mit den komfortablen Rädern schaffe man 40 bis 60 Kilometer pro Tag. Das Gepäck wird vom Reiseanbieter von Hotel zu Hotel transportiert. Ein Selbstversuch.

 

Tag 1: Von Visbek zum Dümmer See bis zur Burg Dinklage

Es ist Montag, 9 Uhr. In der Gemeinde Visbek vor dem Flair Hotel Stüve wartet unsere Gruppe schon auf Ihre E-Bikes, mit denen die nächsten Tage durchs flache niedersächsische Land geradelt werden soll. Die Leihräder erhalten wir von Derby Cycle aus Cloppenburg. Ein Mitarbeiter erklärt uns die einfach zu bedienende Schaltung, schon geht’s los. Mit dem ersten sanften Anschub radeln wir Richtung Dümmer See im Südosten des Landes. Das heißt 40 Kilometer den Meerweg entlang, vorbei an Vechta, Lohne und der Diepholzer Moorlandschaft, die uns einen ersten Einblick in die vielseitige Naturregion gibt.

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Am Olgahafen nordwestlich des Sees treffen wir Willi Schomaker, 65, den Kapitän und Inhaber der gleichnamigen Segelschule. Er nimmt uns mit seinem alten „Europaschiff“ mit nach draußen auf „seine See“. Schomaker ist am Dümmer See großgeworden. Beruflich etwas anderes zu machen kam für ihn nie in Frage, erzählt er. Die Schomakers betreiben neben ihrer Schule auch einen Bootsverleih sowie eine Gaststätte. Sie sind die dritte Generation hier am Hafen. Seit Anfang des Jahres ist sein Sohn mit an Bord, der seinen Job als Koch auf der AIDA gegen ein familiäres Leben am See eintauschte. Der Dümmer See ist das zweitgrößte Binnengewässer Niedersachsens. Mit einer Wasserfläche von 14 Quadratkilometern und einer Wassertiefe von 1,50 Meter empfiehlt er sich für einen kleinen Segelausflug, für Tretbootfahrer, Paddler und Badegäste.

Wir steigen wieder auf unsere E-Bikes und fahren über den Oldenburger-Münsterland-Radweg entlang der Dammer Berge bis zum Lindenhof Hotel Tepe, wenige Gehminuten vom Stadtkern Damme entfernt. Das Restaurant im Hotel bietet eine Mittagskarte mit vielen regionalen Gerichten. Nach gut zwei Stunden Pause setzen wir unser nächstes Ziel auf der Tour. Über Langenberg gelangen wir nach Holdorf, wo der Weg dann schließlich Richtung Dinklage führt.

Dort machen wir Halt in der Burg Dinklage, dem Kloster der Benediktinerinnen St. Scholastika. Seit 1949 lebt hier ein Klosterorden am Geburtsort von Clemens August von Galen, der einstige Kardinal und „Löwe von Münster“. 24 Nonnen wohnen und arbeiten in der Burg, darunter Schwester Johanna, eine fröhliche junge Frau, die uns durch die ehemalige Hofanlage führt. Für die Eucharistiefeier haben die Schwestern eine Scheune umgebaut und mit Stühlen bestückt, die an Milchschemel erinnern. Gäste, die eine Weile bei uns wohnen, nehmen auch an den Gottesdiensten teil, erzählt sie. „Wir sind offen für Gespräche. Auch unser Klostercafé bietet dazu eine Anlaufstelle.“

Nach einem kurzen Spaziergang durch den Burgwald erreichen wir das Vila Vita Burghotel mit eigener Therme. Der Genuss stellt sich gegen Abend wie von selbst ein, als uns Küchenchef Sandy Lutz mit originellen vegetarischen Gerichten auf der Speisekarte überrascht. „Obwohl es im Münsterland viel Fleisch gibt, nimmt die Nachfrage nach veganem und vegetarischem Essen zu“, sagt er. Besonders stolz ist er auf seine „essbaren Orchideen“ und „Vogelmiere“, die er zu einem Buchweizencrêpe, einem traditionellen Bauernessen, mit Ratatouille-Gemüse, serviert.

 

Tag 2: Landcafé Peek und Thülsfelder Thalsperre

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Die Akkus der Fahrräder sind geladen und wir fahren durch die Wulfauer Mark über Essen in Richtung Lastrup. Der Radweg führt entlang grüner, saftiger Felder, auf denen herrschaftliche Bauernhäuser mit geputzten Vorgärten residieren. Auf den Grundstücken sehen die Sträucher und Bäume wie eine perfektionierte Kunstform aus. Man hat das Gefühl, Zuschauer eines Wettbewerbs um die schönste Gartengestaltung im Landkreis zu sein.

Wir erreichen das Landhaus Lastrup für den Mittagssnack. Im Anschluss führt uns die Route an großen Rinder- und Schweinezuchthöfen vorbei, an einigen Reitställen, Wiesen und Feldern. E-Biker und Traktorfahrer begrüßen sich. Die Liebe zur Natur und dem weiten Land vereint uns. Auf dem Weg radeln wir auch an Hofläden vorbei, die selbstgemachten Honig oder Marmelade verkaufen. Eine gute Gelegenheit, um Land und Leute kennenzulernen.

 

3_seen_route_4_trend4ward.deWir legen einen Zwischenstopp im Landcafé Peek in Grönheim ein. In dem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1838 wuchs einst Theodor Peek auf, der Gründer der Modehauskette Peek und Cloppenburg. Es lohnt sich, die selbstgebackenen Kuchen zu probieren und eine Weile im schönen Garten zu entspannen.

Bis zur Thülsfelder Talsperre ist es jetzt nicht mehr so weit. Im angrenzenden Feriengebiet Dwergte fahren wir durch einen Wald mit Lehrpfaden bis wir im Südwesten auf den Stausee mit seinen vielen kleinen Inseln und versumpften Seitenarmen treffen, der ein wenig wirkt wie eine Schärenlandschaft in Skandinavien. Hier am See ist die sagenhafte Stille unser Begleiter. Selbst als wir das Hotel Heidegrund in Garrel/Petersfeld ansteuern bleibt diese Idylle erhalten. Es liegt inmitten der malerischen Heidelandschaft. Jedes Zimmer bietet einen Ausblick auf die unberührte Natur. Wir stellen die Räder in die Scheune, laden die Akkus auf und lassen den Abend bei einem genüsslichen Drei-Gänge-Menü ausklingen.

 

Tag 3: Radeln um das Zwischenahner Meer

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Alle Fotos: (c) Evelyn Steinbach

Am letzten Tag unserer Drei-Seen-Route verlassen wir für ein kurzes Stück das Oldenburger Münsterland. Wir nehmen den Reiherweg über Bösel und das Vehnemoor und überqueren den Küstenkanal, die Grenze zum Ammerland. Über Süddorf und Edewecht erreichen wir das Zwischenahner Meer. Für eine 13 Kilometer lange Tour um den See folgt man einfach der Ammerlandroute fünf. Viele lauschige Plätzchen laden hier zum Anhalten und Verweilen ein. Bad Zwischenahn, dem staatlich anerkannten Moorheilbad, ist als Kur- und Ferienort das ganze Jahr über beliebt. Am Schönsten ist es hier ab Mai, wenn die Rhododendren blühen. Dann verwandelt sich ein ganzer Landstrich zu einer prachtvolle Blütenschau.

 

Infos Oldenburger Münsterland

Das Oldenburger Münsterland umfasst mit rund 300.000 Einwohnern das Gebiet der heutigen Landkreise Cloppenburg und Vechta, ein Landstrich im Nordwesten Niedersachsens, der in seiner Geschichte von vielen Einflüssen geprägt wurde und doch immer seine Eigenart bewahrt hat. Noch heute ist der westfälische Einschlag aus der über sechs Jahrhunderte währenden kirchlichen Beziehung zum Bistum Münster erkennbar. Ob im Brauchtum oder in der regionalen Küche mit ihren köstlichen Spargel- und Kohlspezialitäten, in Kunst oder Architektur – überall finden sich Zeugnisse der Verbundenheit zu dieser westfälischen Metropole.

Die Ferienregion Oldenburger Münsterland erstreckt sich von Barßel im Norden bis nach Damme im Süden und von Löningen im Westen bis Goldenstedt im Osten. Die Drei-Seen-Route führt auf einem 260 Kilometer langen Rundkurs in Tagesetappen zum Dümmer See, der Thülsfelder Thalsperre und zum Zwischenahner Meer. Der Startpunkt ist frei wählbar. Wer weniger radeln möchte, wählt die 135 Kilometer-Tour zwischen den drei Gewässern.

Informationen und Prospekte sind über den Verbund Oldenburger Münsterland e.V., Oldenburger Straße 246, 49377 Vechta, Tel. 04441/956 50 sowie im Internet unter http://www.oldenburger-muensterland.de/tourismus erhältlich.