Ordnung im Haushalt
Einmal komplett die Wohnung entrümpeln, Unnützes aussortieren und neue Ordnung schaffen. Wie das am besten gelingt, lesen Sie hier.

Einmal komplett die Wohnung entrümpeln, Unnützes aussortieren und neue Ordnung schaffen. Wir alle wissen: Aussortieren befreit und erleichtert den Alltag. Vorausgesetzt man überwindet den inneren Schweinehund.

„Die Aufgabe sieht häufig viel größer aus, als sie tatsächlich ist“, erzählt Nicole Weiß aus Bodnegg bei Ravensburg. Die Bloggerin und Buchautorin schafft es immer wieder, in ihrem Familienhaushalt Ordnung zu schaffen und weiß, dass man z. B. für ein chaotisches Kinderzimmer häufig nur fünf bis 15 Minuten braucht. „Meistens knabbert man an der mentalen Hürde viel länger, als am eigentlichen Aufräumen“, sagt sie. 

Genauen Plan aufstellen und Aufräumzeiten festlegen

Zu Beginn der Aufräumaktion sollte daher ein Plan aufgestellt werden, der sich gut in den eigenen Alltag integrieren lässt. „Wichtig ist für sich selbst zu wissen, wie viel Zeit man investieren kann und will“, sagt Aufräum-Coach Esther Lübke aus Köln. Wer weiß, dass er nur eine halbe Stunde durchhält, solle sich nicht den ganzen Tag hierfür vornehmen. In einer Woche lässt sich laut der Expertin eine komplett neue Ordnung in der Wohnung schaffen, wenn täglich zehn Stunden daran gearbeitet wird. Oder in einem Monat bei einem Einsatz von einer Stunde pro Tag.

Ordnung im HaushaltPrinzipiell gilt: Mit einem Raum beginnen, der einem besonders leicht fällt – zum Beispiel dem Badezimmer. „An den meisten Dingen, die hier herumstehen, hängt nicht unser Herz“, sagt Nicole Weiß. Alte Cremes oder angebrochene Shampooflaschen, die man nicht mehr nutzt, lassen sich schnell entsorgen. „Wenn der Raum dann überschaubarer wird, sollte man die Sachen thematisch sortieren, z. B. mit verschiedenen Körbchen für Haar-, Nagel- und Gesichtsprodukten“, so die Ordnungsliebhaberin.

Motiviert durch den ersten Erfolg, werden die Aufräumzeiten und -orte für die restliche Wohnung geplant, indem man Raum für Raum sowie Thema für Thema vorgeht, wie die schwedische Bloggerin Paulina Draganja vorschlägt. „Teilen Sie die Arbeit in kleinere Einheiten, wenn sie sich zu groß anfühlt. In der Küche z. B. in Kühlschrank, Tiefkühltruhe, Schränke und Schubladen“, sagt sie. Auch eine Kramschublade im Küchenschrank kann organisiert werden: „Komplett ausräumen, reinigen, ausmisten und ein zentrales Thema überlegen, etwa kleine Haushaltsutensilien oder Büromaterial“, sagt Nicole Weiß.

Kisten und Körbe helfen beim Ausmisten

Beim Ausmisten helfen können große Kisten oder Boxen. Lübke rät, vier Stück bereitzustellen: In der ersten Kiste sortiert man alles ein, was man wirklich behalten will; in der zweiten, was man anderswo aufbewahren möchte oder nicht in diesen Raum gehört. Die dritte ist eine Verschenk-Box, die dauerhaft im Haushalt bleibt, weil immer wieder Dinge auftauchen, die nicht mehr gefallen oder benötigt werden, einem Dritten aber noch Freude bereiten. In die vierte Kiste kommen Dinge, über die man in Ruhe nachdenken muss, sobald das Zimmer aufgeräumt ist und die Sachen aus der „Behalten“-Kiste neu verstaut sind. „Ergänzend sollte ein Müllsack bereit stehen, für alles Unnütze, Ungeliebte oder Unsinnige, von dem man sich sofort trennen kann“, so die Expertin.

Vorsicht ist bei Denkansätzen wie „das kann ich noch einmal gebrauchen“ geboten: „Theoretisch kann man alles noch einmal gebrauchen, selbst die x-te Schere, falls die anderen alle mal kaputt gehen“, sagt sie.

Ordnung im HaushaltWichtigstes Prinzip beim Einräumen danach: „Alles muss seinen Platz haben“, sagt Nicole Weiß. „Sonst wandern Dinge von Ort zu Ort – nur aufgeräumt wird es dadurch nicht.“ Was gut im Alltag funktioniert, sind auch so genannte „Chaoskisten“: „Wenn man für jedes Familienmitglied eine solche Kiste einrichtet, können sie hier selbst Dinge reinpacken, die im Laufe des Tages irgendwo liegen geblieben sind – seien es Malstifte auf dem Esstisch oder eine Jacke auf dem Boden.“ Wie mit der vollen Kisten umgegangen wird, regelt eine gemeinsame Vereinbarung. „Entweder sie wird ausgekippt und aufgeräumt oder sie wandert für eine Weile auf den Dachboden. Werden die Dinge darin nicht vermisst, kann man sie später aussortieren“, so Weiß.

Eine weitere Idee ist der Treppenkorb. Wer über zwei Stockwerke wohnt, kann diesen einfach an die Treppe stellen, sodass die Bewohner hier immer wieder Dinge reinlegen können, die eigentlich nach oben oder nach unten gehören. „Beim Treppenlaufen werden sie daran erinnert, die Dinge mitzunehmen und einzusortieren“, erklärt sie.

Aufräumen nach Jahreszeit

Auch das Aufräumen nach Jahreszeit kann mehr Platz in der Wohnung schaffen. Paulina Draganja: „Dinge für den Herbst/Winter sollte man wegverstauen, wenn gerade Frühling/Sommerzeit ist – z. B. im Keller.“ Eine leere Schublade kann zudem als „Zwischenstopp“ für Kleidungsstücke dienen, die zu klein sind oder nicht mehr gefallen. „Wenn diese voll ist, geht man sie durch. Was nicht vermisst wurde, kann man endgültig loswerden“, so die Autorin.

Tipps für mehr Ordnung im Alltag

Wer jeden Tag ein bisschen Ordnung schafft, erspart sich am Wochenende lange Aufräumarbeiten. „Zehn, 20 oder 30 Minuten reichen – je nachdem wie viele Personen im Haushalt leben“, sagt Esther Lübke. Um an der eigenen Aufräum-Motivation zu arbeiten, veranstaltet Nicole Weiß mit ihren Kindern öfters ein „Rennen gegen die Zeit“. „Der Wecker wird auf fünf oder zehn Minuten gestellt, in denen wir probieren, so viel wie möglich aufzuräumen“, erklärt sie. Häufig sind sie schon vor dem Weckerklingeln mit allem fertig und können sich mit Freizeit belohnen. Es gehe um positive Gewohnheiten, die sich jeder aneignen kann, damit die Unordnung nicht gleich wieder eintritt, sagt sie. Dazu gehört auch, Dinge wieder gleich an ihren Platz zurückzustellen, nachdem man sie genutzt hat. Oder man dreht jeden Abend eine kurze Aufräumrunde und stellt die Dinge wieder zurück, die am Tag liegen geblieben sind. „So startet man motiviert in den nächsten Tag, anstatt früh morgens zu sehen, dass erst noch viel aufgeräumt werden muss“, sagt sie.

Menschen, die beruflich stark eingebunden oder ein bisschen verzettelt sind, rät Esther Lübke, alle 14 Tage einen festen Termin mit sich selbst zu vereinbaren. „Den einen Aufräum-Termin empfinden sie als dankbare Zeit, etwas gutes für ihr Zuhause tun“, sagt sie.

Buch-Tipps rund ums Ausmisten, Aufräumen und neue Ordnung schaffen:

Esther Lübke, Micki Dreeschmann: Die Aufräum-Profis. Individuelle Wege zu einem aufgeräumten, glücklichen Leben. 2018, frechverlag, ISBN: 978-3-7724-7807-9

Nicole Weiß: Familie Ordentlich. Familienalltag entspannt im Griff. Ordnung halten, Freiräume schaffen. 2017, Schlütersche Verlagsgesellschaft, ISBN: 978-3-86910-415-7

Paulina Draganja: Mühelos aufgeräumt!  Checklisten für den perfekten Haushalt. 2018, Dorling Kindersley. ISBN: 978-3-8310-3447-5