Die neue Mülheim-Tour von Regio Colonia führt durch den Industrie-Teil im Süden. Die Motorenfabrik KHD (heute Deutz AG), der Waggonbau Zypern und Charlier sowie die Farbenfabrik Lindgens sind nur einige Namen der Mülheimer Industriegeschichte. Die Entwicklung des Otto-Motors fand hier statt wie die der Wuppertaler Schwebebahn. 

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Zu Fuß durch Mülheim – hier vor der Friedenskirche in der Wallstraße

Heute warten die alten, zum Teil verlassenen Industriehallen, auf eine neue Nutzung. Eine Ausnahme bildet das Industriegebäude neben den neuen Wohnbaukomplex am Rhein. Hier werden bis heute Akkumulatoren hergestellt – während der Bezirk ringsherum seine neue Bestimmung findet. „Wohnen am Strom“ heißt das recht junge Wohnprojekt. Teure Neubauten in unverbauter, erster Rheinlage: Dank dem EU-finanzierten Strukturförderungsprojekt „Mülheim 2020“ befindet sich jetzt auch ein durchgehender, breiter Rheinboulevard entlang des Ufers, der einen direkten Spazierweg nach Deutz ermöglicht.

Auf dem Spaziergang machen die Teilnehmer ebenso Halt an der Mülheimer Brücke. Sie geht ursprünglich aus einem Beschluss des Eingemeindung Mülheims im Jahr 1914 hervor. „Eine feste Brücke, eine Bahn nach Bergisch-Gladbach und das Fortbestehen der Gottestracht standen als Bedingung der Mülheimer im Vertrag“, erzählt Stadtführerin Sabine Günther-Brezina. 1929 wurde sie als feste Hängebrücke eröffnet, am 28. Oktober 1944, den schlimmsten Angriff auf Mülheim im Zweiten Weltkrieg, völlig zerstört. Erst 1951 konnte sie wieder aufgebaut werden.

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Altbau mit Café Jakubowski im Erdgeschoss: Noch heute ist der Charme des alten Mülheims sichtbar

Dem alten Mülheim, das die Grafen des Herzogtums Berg 1322 zur „Freiheit Mülheim“ erklärten, wird ein weiterer Stopp gewidmet. Auf Höhe des Bistros Jakubowski soll der alte Standort des Mülheimer Rathauses gewesen sein. Seit 1996 befindet sich das Bezirksrathaus auf dem Wiener Platz – dem neuen Verkehrsknotenpunkt des gewachsenen Kölner Stadtteils.

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Sabine Günther-Brezina hat die Tour durch den Süden Mülheims entworfen, weil es hier noch so viel zu erzählen gibt, sagt sie.

Auch wenn über das Thema Gentrifizierung hier viel diskutiert wird. „Mülheim hat schon immer davon profitiert, dass fremde Leute hierherkamen,“ erzählt Sabine Günther-Brezina. Juden und Protestanten fanden hier Zuflucht. Darunter die aus Köln vertriebenen protestantischen Kaufleute Christoph Andrae (Tuchhandel) und Daniel Noel (Kupferhandel). Später viele DDR-Flüchtlinge und Gastarbeiter aus der Türkei, Griechenland und Italien. „Ich denke eine gute Mischung tut dem Stadtteil in Zukunft gut“, sagt sie.

Weitere Infos zur Führung unter www.regiocolonia.de.