Ob Yoga am Gletscher, am Bergsee oder am Rauschen des Wasserfalls: Für Yoga-Fans gibt es nichts Schöneres, als in der freien Natur zu entspannen. Die Kraft der Berge und die Vogelperspektive, die man in tausenden Höhenmetern verspürt, sind tief ergreifend. 

Yoga in der SchlickUnd so reisen jeden Sommer Yoga-Praktizierende aus ganz Österreich und Deutschland ins Tiroler Stubaital, um die Kraftschauplätze dieser Alpenregion kennenzulernen. Auf dem Stubaier Gletscher, dem größten Gletscher-Skigebiet in Österreich, weht im Sommer ein kühles Lüftchen. Das Panorama der Alpen glänzt im Schnee. Eine weiße Decke umhüllt die Kuppen der Berge. Bei schönem Wetter lässt sich hier bis zu den Dolomiten blicken. Andrea Ostheimer, Yoga-Lehrerin aus München, beginnt mit leichten Aufwärm- und Dehnbewegungen. Sie bringt den Teilnehmern einige Übungen nach dem Surya Mandala bei. „Die Positionen laufen bei dieser Form des Yogas immer im Kreis“, erklärt sie. Schließlich sollen die Übenden an diesem Vormittag auch die Umgebung in alle vier Himmelsrichtungen wahrnehmen können. Sie führt die Teilnehmer mit sanfter Musik in die Haltung des Baumes. Es folgen das Brett und der Krieger, zwei weitere kraftvolle Positionen aus dem Yoga. Es scheint so, als wollten sie den starken Bergen etwas entgegen setzen.

 

„Durch Yoga bekommt man eine mentale Kraft“, sagt Andrea Ostheimer. Es helfe, mit möglichen Problemen und Schicksalsschlägen im Tal besser umzugehen. Dass man sich hierbei auf dem Berg befinde, würde diese Kraft unterstützen, so die Lehrerin.

Die Energie der Berge, die reine Bergluft, die atemberaubende Stille auf dem Gletscher. „Ich mag dieses Kraftvolle“, sagt sie. Deshalb konzentriert sie sich heute auf die Körpermitte, den festen, zentralen Standpunkt eines jeden.

Etwa 1000 Höhenmeter tiefer inmitten blühender Wiesen und mit Aussicht auf das schroffe Felsenpanorama der Kalkkögel, einer Bergkette zwischen Inntal und Stubaital, wird die Schönheit der Natur mit einem Mantra an Lakshmi, die Göttin der Schönheit besungen. „Beim Singen geht es darum, Körperschwingungen zu öffnen“, sagt Yoga-Lehrerin Helene Krainer aus Innsbruck. Ihr ausgewähltes Mantra helfe, die Schönheit auch in den Bewegungen wiederzufinden.

yoga in den alpen
Alle Fotos:  © Evelyn Steinbach

Zur Schönheit von innen und wie von außen. Auf der Aussichtsplattform nimmt man selbst in schwierigen Haltungen noch die grün-weißen Schlieren an den Bergspitzen sowie die serpentinartigen Wanderwege bis hinüber ins Tal war. „Yoga hier oben bietet Entspannung vor der Bergtour,“ sagt Nicole Egger, Marketingleiterin des Feriengebiets „Schlick 2000“. Im August finden hier Yoga-Einheiten am Bergsee sowie zum Sonnenaufgang statt. „Da dürfen dann auch Kinder mitmachen“, sagt sie. „Bei heißen Temperaturen können sich die Yogis anschließend im See abkühlen.“

Die Kraft des Wassers nutzt auch der Stubaier Yoga-Lehrer Gotthard in seiner Sitzung am Grawa Wasserfall. Er lehrt den Yogis, was es heißt, sich im Einklang mit dem Rauschen des Wassers zu bewegen. Auf dem Akkordeon tönt er die Melodie des Liedes „Ich bin die Welle“ an. Der Refrain prägt sich schnell ein und die Yogis wippen im Wogen der Welle dahin. Ein paar Wanderer schauen begeistert zu. Ab und zu sprüht Wasserstaub herüber, erfrischend und verbindend zugleich. „Wasser ist für mich wie das kosmische Wort“, sagt Gotthard. „Wenn ich könnte, würde ich nur hier draußen Yoga machen.“

Es folgen lange Pausen des Entspannens, Lauschens, dem fast nichts Tuens, bis der Gruß an die Sonne folgt. Dem Himmel so nah, fliegt der Alltag endgültig dahin. 

Yoga im Stubaital

Das Stubaital liegt ca. 15 Kilometer von der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck entfernt. Über 35 Kilometer lang erstreckt sich das Tal tief in die Bergwelt der Stubaier Alpen mit 80 Gletschern und 109 Dreitausendern. Höchster und bekanntester Berg ist das Zuckerhütl mit 3507 Metern. Die Stubaier Hauptorte Neustift, Fulpmes, Telfes, Mieders und Schönberg auf 1000 Metern liegen in unmittelbarer Nähe der Gebiete.

 

Anreise

Auto: Von Innsbruck in ca. 20 Minuten, von Bozen und München ca. zwei Stunden direkt über die Inntal bzw. Brenner Autobahn.

Bus: Direkte Buslinie vom Hauptbahnhof Innsbruck in ca. 45 Minuten.

Bahn: Mit der Deutschen Bahn bis ins Stubaital. Mit der Stubaitalbahn vom Hauptbahnhof in Innsbruck in ca. 45 Minuten nach Fulpmes.

Flugzeug: Nahegelegene Flughäfen befinden sich in Innsbruck (15 km), Salzburg (180 km), München (210 km).

Übernachten

Rund 4700 Betten in Ferienwohnungen, Pensionen und Bauernhöfen; ein Fünf-Sterne-Hotel, weitere 64 Häuser der Drei- bis Vier-Sterne-Plus-Kategorie. Infos: www.stubai.at