Die Corona-Pandemie hat viele Menschen ins Home-Office gebracht. Um hier länger arbeiten zu können, sind nicht nur Schreibtisch, Bürostuhl und Laptop nötig, sondern auch gutes Licht. Antworten zu den wichtigsten Beleuchtungsfragen.

 

Wo den Schreibtisch aufstellen?

Am besten senkrecht zum Fenster. „Das seitlich hineinströmende Licht blendet weniger als frontales Tageslicht“, erklärt Andreas Wojtysiak von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) in Dortmund. Bei der Ausrichtung zu beachten ist, von welcher Seite das Tageslicht auf den Schreibtisch fällt. „Bei Rechtshändern sollte der Sonneneinfall über die linke Schulter, bei Linkshändern über die rechte Schulter fallen“, sagt er. So verhindert man, dass die Schreibhand Schatten wirft.

 

Wie hell soll der Arbeitsplatz im Home-Office sein?

Foto: Paulmann

Helles Tageslicht aktiviert Körper und Geist. Gleichzeitig „trägt es häufig zu einer ausreichenden Beleuchtungsstärke bei“, sagt Andreas Wojtysiak, so dass man kein anderes Arbeitslicht mehr braucht. Laut seinen Berechnungen kann man 1.000 bis 2.000 Lux mit Tageslicht am Arbeitsplatz erreichen. Zum Vergleich: Im Büro sind mindestens 500 Lux auf der Schreibtischfläche vorgeschrieben. Lux (lx) kennzeichnet die Intensität, mit der eine Fläche beleuchtet wird. „Der Wert kann mit einem Luxmeter gemessen werden“, rät Jürgen Waldorf von der Brancheninitiative licht.de in Frankfurt am Main. Apps eignen sich für einen ungefähren Richtwert, ihre Qualität und Genauigkeit fallen unterschiedlich aus. „Ältere Arbeitnehmer brauchen mehr Licht als jüngere“, ergänzt Waldorf. „Da dürfen es auch etwas mehr Lux oberhalb der Normempfehlung sein.“

 

Sollte Tageslicht mit Kunstlicht kombiniert werden?

„Wenn nötig, kann Tageslicht in den frühen Morgenstunden und abends durch Kunstlicht ergänzt werden“, sagt Peter Schick von der Stiftung Warentest in Berlin. Am hellsten und damit am besten geeignet sind tageslichtweiße Lampen. Laut dem Kenner reicht bei ihnen die Farbtemperatur bis zu 6.000 Kelvin (K). „Je kühler die Farbe, desto mehr Blauanteile hat das Licht, welche uns helfen, morgens aktiv zu werden bzw. abends wach zu bleiben“, erklärt Schick. Aber: „Wer gut einschlafen will, sollte zuvor keine helle Tageslichtlampe nutzen.“

Für die gehobene Ausstattung des Heimbüros gibt es dimmbare Lampen mit Tageslichtsensor, so dass je nach Tageslichteinfall immer dieselbe Lichtmenge auf den Schreibtisch fällt. Eine weitere Idee sind Lampen, die den eigenen Biorhythmus unterstützen: „Morgens bis zum frühen Nachmittag fördert neutralweißes Licht die Konzentration. Am Abend schaltet man gedämpftes, warmes Licht ein und stellt auch den Bildschirm auf Nachtmodus“, erklärt Jürgen Waldorf.

 

Sind LEDs für den Arbeitsplatz im Home-Office geeignet?

LEDs sparen nicht nur den meisten Strom, sie sind auch in ihrer Lichtausbeute besser geworden. „Eine LED-Röhre, die 2.000 bis 2.500 Lumen aufweist, eignet sich gut über einem Schreibtisch. Das entspricht etwa der Lichtleistung von zwei 100-Watt-Birnen“, erklärt Peter Schick. Die Anzahl der Lumen (lm) gibt an, wieviel Lichtstrom die Lampe liefert. Je höher sie ist, desto heller leuchtet sie. LED-Lampen gibt es in vielen Lichtfarben und Bauformen, auch für klassische E27- und E14-Schraubgewinde. Halogenlampen ebenfalls, „sie werden im Vergleich zur LED aber heiß, halten mit 1.000 bis 2.000 Stunden weniger lang als eine LED mit etwa 15000 Stunden und verbrauchen etwa zehnmal mehr Strom“, so Schick.

 

Welche Farbwiedergabe ist richtig?

Künstliche Lichtquellen für den Wohnbereich haben meist eine Farbwiedergabeindex (CRI oder RA-Wert) von mindestens 80. Dieser orientiert sich an dem Ra-Wert 100 von Tageslicht. „Wem beim Arbeiten eine genaue Farbwiedergabe wichtig ist, sollte eine Lichtquelle mit einen Ra-Wert zwischen 90 und 95 oder noch höher wählen“, empfiehlt Andreas Wojtysiak. Gute LEDs schaffen bereits einen Ra von 98, weiß er. „Bei einem über 90 sind schon kleinere Farbnuancen wie im Tageslicht unterscheidbar“, sagt Peter Schick. Halogenlampen kommen dem Ra 100 am nächsten, sollten aber auf Einsatzgebiete beschränkt werden, wo man gutes Licht nur kurzzeitig braucht, meint er.

 

Welche Leuchten am Schreibtisch?

„Ein Schreibtisch wird am besten von oben hell und vollflächig beleuchtet, entweder mit einer Decken- oder einer Stehleuchte“, sagt Andreas Wojtysiak. Wichtig ist, dass diese Leuchte außerhalb des Sichtbereiches befestigt wird und sie ihr Licht weit über Kopfhöhe abgibt, damit sie nicht blendet. Peter Schick empfiehlt, eine LED-Röhre über oder hinter dem Monitor zu befestigen. Das verhindere auch Spiegelungen. „Für besondere Sehaufgaben baut man sich dann eine Lichtinsel mit einer weit verstellbaren Spotlampe auf dem Schreibtisch“, sagt er. Deren Position hängt von den Schreibgewohnheiten ab. „Das Licht der Schreibtischleuchte kommt bei Rechtshändern von links und bei Linkshändern von rechts, um Schatten zu vermeiden“, erklärt Jürgen Waldorf. Für Video-Konferenzen empfiehlt er eine zusätzliche Leuchte frontal oberhalb des Bildschirms anzubringen, um das Gesicht gleichmäßig auszuleuchten. Um den Kontrast zu erhöhen, kann zudem eine Lichtquelle hinter dem Bildschirm positioniert werden, ähnlich einer TV-Hintergrundbeleuchtung, so Waldorf.

 

Wie wird der restliche Wohnraum beleuchtet?

„Grundsätzlich sollte indirektes Raumlicht mit direktem Arbeitsplatzlicht kombiniert werden – etwa mit Steh- oder Pendelleuchten und Wandleuchten“, sagt Jürgen Waldorf. Umgebungslicht bzw. eine Grundbeleuchtung sei wichtig, sonst ermüden die Augen schnell, wenn sie sich zwischen dem hellen Arbeitsplatz und der dunklen Umgebung ausrichten müssen. „Auch das grelle Licht des Bildschirms wird durch eine harmonische Helligkeitsverteilung abgefangen“, so Waldorf. Er empfiehlt Leuchten mit direkten und indirekten Lichtanteilen, die unabhängig voneinander gedimmt werden können. Die direkte Umgebung des Arbeitsplatz sollte dabei auf 300 Lux kommen.