Die neue Trendstudie des Zukunftsinstituts zeigt, wie sich die Zukunft des Wohnens langfristig entwickelt.

Dominante Treiber sind zwölf Megatrends, wie Urbanisierung, Individualisierung und Konnektivität. Sie bestimmen die Art und Weise, wie wir wohnen, arbeiten und zusammenleben werden.

Der Anspruch an das eigene Heim, den Arbeitsort und den öffentlichen Raum wandelt sich. Das verändert die Form und Funktionalität von Städten, Wohnräumen, Arbeitsplätzen, Möbeln und Einrichtungsgegenständen und prägt die Zukunft des Wohnens: Städte bekommen ländliche Strukturen. Co-Housing wird schrittweise zur Norm. Öffentliche Flächen werden gemeinschaftlicher genutzt. Möbel werden als Teil dieses hyperlokalen Gesamtkonzeptes noch multifunktionaler. Und grundsätzlich zeigt sich: Wohnen wird achtsamer. Diese und weitere Trends hat das Zukunftsinstitut in einer neuen Trendstudie untersucht. “Kaum etwas bestimmt unser Leben so sehr, wie die Räume, die uns umgeben. Beim Thema Wohnen manifestiert sich die ganze Tragweite der Megatrends. Hier wird ihre Wirkung sichtbar und spürbar”, erläutert Harry Gatterer, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts.

“Shared metres” statt “squared metres”

Die Zukunft des flexiblen Wohnens bedeutet, sich von der Idee fester Raumfunktionen und -konstellationen zu verabschieden. “Es geht darum, Lebensräume zu schaffen, die eine Anpassung an sich stetig wandelnde Bedürfnisse ermöglichen. In Zukunft bestimmt nicht nur die räumliche Privatsphäre die Lebensqualität. Der Schwerpunkt verschiebt sich von ‘square meters’ hin zu ‘shared meters’. Das stellt das traditionelle Verständnis der eigenen vier Wände auf den Kopf”, erklärt Oona Horx-Strathern. Um diese und andere paradoxe Phänomene des “Wohnens” zu beschreiben, haben die Autorinnen mit “schwingenden” Fragen gearbeitet. Dieser Zugang hat neue Perspektiven ermöglicht und zu Erkenntnissen jenseits bekannter Klischees geführt. Das Ergebnis sind 50 Antworten auf praktische, philosophische und Megatrend-Fragen zur Wohnwelt von morgen.

Das Zuhause wird in Zukunft achtsam

Bei aller Öffnung hin zur Gemeinschaft und dem Streben nach Multi-Funktionalität folgt die Zukunft des Wohnens aber vor allem einem Trend: Achtsamkeit. Der zukünftige Wohnraum ist nicht einfach eine wilde Mixtur aus Heim, Arbeitsplatz, und sozialem Treffpunkt. Um sich den einzelnen Aspekten des Lebens fokussiert zu widmen, brauchen die jeweiligen Räume Abgrenzung voneinander und klare Strukturen. Strukturen, die es ermöglichen, sich gezielt einer Tätigkeit mit größter „Achtsamkeit“ hinzugeben. Das gilt für die Küche als Ort gemeinschaftlichen Kochens genauso wie für das Bad als Ort des persönlichen Rückzugs. Die Wertigkeit eines jeden Raums wird in Zukunft noch stärker hervorgehoben werden. “Die Prinzipien der Achtsamkeit in Architektur, Design und Denken sind natürlich nicht nur für das eigene Zuhause von Bedeutung, sondern auch – in einem größeren Maßstab – für die Städteplanung”, so Varga.

Das Agora-Prinzip für den öffentlichen Raum

Neue Gemeinschaftsprinzipien sind der Kern des Trends zum kooperativen, kollektiven Leben. In Zukunft kommt es darauf an, die Welt zum Wohnraum zu machen, indem man die gemeinschaftliche Nutzung öffentlicher Flächen fördert und für mehr öffentlichen Raum innerhalb von Gebäuden sorgt. “Damit das Agora-Prinzip funktioniert, brauchen wir Diversität im öffentlichen Raum – bei Ideen, Waren, Dienstleistungen und nicht zuletzt bei den Menschen”, so Horx-Strathern. Geschickt umgesetzt wurde dies am Kings Cross in London. Es ist eine gelungene Kombination aus öffentlicher und privater Stadtentwicklung, durch die der einstige Rotlicht- und Drogenbezirk Londons zu einem der begehrtesten Wohnviertel wurde.

Philosophischer Blickw eröffnet neue Möglichkeiten

“Die philosophische Dimension des Wohnens wird heute weitestgehend außer Acht gelassen. Aber immer häufiger werden wir diese Diskurse führen müssen. Weil das 21. Jahrhundert vor allem einen Umgang mit Paradoxien fordert”, betont Harry Gatterer. In der Studie werden folgende Fragen gestellt: Wie glücklich müssen unsere Städte sein? Wie kann das Flanieren und helfen, die Stadt zurückzuerobern? Wie “smart müssen Häuser sein? Letztere beantwortet Horx-Strathern so: “Lebendiges Wohnen heißt, sich mit dem Anderen und der Umwelt zu beschäftigen. Es ist etwas genuin Sinnliches und Menschliches. Das Smart Home braucht daher eine soziale Intelligenz. Die technologische Überfrachtung ist kein zukunftsfähiges Modell.”

 

Wohnen in der Zukunft50 Insights – Zukunft des Wohnens
AutorInnen: Oona Horx-Strathern, Christiane Varga, Matthias Horx

Preis: 190,00 € zzgl. MwSt. 

ISBN: 978-3-945647-38-7