Die Ehrenamtler von St. Georg stellen trotz knapper Kasse viele Freizeitangebote auf die Beine. Ob Spielgruppen oder Kochkurs, Seniorenkreis oder Kirchenchor: In Weiß befindet sich das meist genutzte Pfarrheim im Kölner Süden.

Am Weißer Kirchplatz ist immer was los: Der Tag beginnt mit einem Familienfrühstück und drei Kinderspielgruppen, es folgen der Seniorenkreis, der Kochclub, die Treffen der Katholischen Jugend (KJG), der Bastlerinnen und der Turngruppe. So vergeht der Nachmittag im Pfarrheim von St. Georg, bis am Abend der Kirchenchor oder eine Karnevalsgruppe zusammenkommen, um für ihren nächsten Auftritt zu proben. Der Belegungsplan zeigt: Die Räume sind täglich fast vollständig ausgebucht.

 

Köln Weiß Kirchplatz

 

Bei schönem Wetter wird die Gruppenstunde öfters nach draußen verlegt: Der offene Platz mit Garten und Brunnen lädt zum Grillen, Spielen und Verweilen ein. Immer im Blick ist die Pfarrkirche St. Georg. Ihr langer rechteckiger Bau zeichnet das Bild des Platzes und ist ein Zeichen der pfarrlichen Unabhängigkeit der Gemeinde vom Nachbarort Sürth. Ab 1923 steht St. Georg für den Kölner Stadtteil Weiß – bis diese Alleinstellung 2007 wieder aufgelöst wird und sich die vier Pfarreien in Rodenkirchen, Sürth und Weiß erneut vereinen.

„In Weiß konzentriert sich alles auf einen Platz“, sagt Ralf Scholz, Kirchenvorstandsmitglied der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph und Remigius Köln-Rodenkirchen/Sürth/Weiß. „Hier finden Kinder und Jugendliche einen Treffpunkt, an dem sie sich austoben können.“ Spielecken und gemütliche Räume mit Sofas, Musik- und Videoanlagen wurden eigens dafür eingerichtet sowie ein Kicker für Tischfußball oder ein restaurierter Flipperautomat. Bücher und CDs können in der hauseigenen öffentlichen Bücherei ausgeliehen werden. Sie ist die einzige noch existierende Pfarrbücherei im Kölner Süden.

 

Köln Weiß Kirchplatz

 

Um das Angebot aufrecht zu erhalten, müssen Scholz und seine Kollegen jede Investition gut abwägen. „Wände streichen, Möbel aufpolieren oder die Küche renovieren – das sind alles Sachen, die wir in Weiß selbst in die Hand nehmen“, erzählt Scholz. „Der Handwerker muss erst bei schwierigeren Aufgaben kommen.“ Das Geld für die Instandhaltung des Pfarrheims und viele Aktivitäten der Kirchengemeinde stammt aus Beiträgen, Eigenmitteln und Spenden. „Vom Erzbistum wird das Pfarrheim seit 2007 nicht mehr unterstützt“, sagt Scholz. Trotzdem schafft er es, in Weiß einiges zu bewegen. Rund 100 Ehrenamtler arbeiten regelmäßig in der Pfarrei, hinzu kommen zahlreiche Freiwillige, die bei Festen aushelfen. In Weiß gibt es zurzeit sechs Jugendgruppen der KjG mit insgesamt 100 Mitgliedern. Eine davon, die Gruppe „Hybcraft“ feiert nächstes Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Die Gruppen treffen sich wöchentlich, in den Ferien werden gemeinsame Reisen unternommen. „Ein seit Jahren beliebtes Ausflugsziel ist die Eifel“, so das Kirchenvorstandsmitglied. „Am Pfingstzeltlager nehmen jedes Jahr bis zu 80 Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren teil.“

 

St Georg
Altar der Pfarrkirche St. Georg in Köln-Weiß

 

Kirchenbau als Ersatz für die zerstörte Notkirche

Das alles hat natürlich einen Bezug zur katholischen Kirche, die gegenüber dem Pfarrheim liegt. Die Pfarrkirche St. Georg stammt aus dem Jahr 1954 und geht auf den Architekten Josef Bernard zurück, der für sein Werk 1967 den Kölner Architekturpreis erhielt. Schlicht und mit Backsteinen und Schieferdach erbaut, fügt sie sich in das Bild der alten Bauernhäuser in Weiß ein.

Die Kirche entstand als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Notkirche, einen Anbau an die kleine Kapelle auf der Weißer Hauptstraße. Sie erstreckt sich im Norden bis zum Rhein, wo das Hauptdach der Kirche weiterführt und von kräftigen Betonpfeilern gestützt wird. Dazwischen befindet sich eine kleine zum Ufer gewandte Freifläche mit einem Außenaltar und einem schönen Blick auf das Panorama am Rheinbogen. Das kleine Rosettenfenster mit dem Ewigen Licht der Kirche führt bis nach draußen zum Außenaltar. Obwohl Weiß nie einen Hafen besaß, haben hier früher Bootsfahrer angelegt und im Ort eingekauft.

Auf der Südseite ist St. Georg dem Kirchplatz und dem Dorf zugewandt. Hier liegt auch der überdachte Eingang, gleich unter dem Kirchturm. Innen befinden sich drei Räume, die ineinander übergehen und von einer offenen Konstruktion mit braunen Holzbalken überdacht werden. Der oft als „Scheune“ bezeichnete Bautypus war in den 50er Jahren sehr beliebt. Die Assoziation zu Christus, der im Stall zur Welt gekommen ist, liegt nahe. Sowie das offene Dach als Sinnbild des Himmelzeltes. Die Verbindung zum Ufer und zur Nutzung als Schifferkapelle zeigt auch der Altarraum. Hier stehen zwei schwere Altartische aus Muschelkalk des Bildhauers Hein Gernot. Die Platte liegt auf kreuzförmigen Füßen, die als Seesterne interpretiert werden.

 

St Georg in Köln Weiß
Alle Fotos: Evelyn Steinbach

 

Küsterhaus wird als Büro vermietet

Neben dem Pfarrheim und der Kirche reihen sich zwei weitere Gemeindehäuser ein, die früher nur von Inhabern eines Kirchenamtes bewohnt wurden. Heute wird das Küsterhaus als Büro vermietet. Bis 2008 wohnte hier der Küster und später die Pastoralreferentin. Da die Stelle nicht neubesetzt wird, wurde die Wohnung in Bürofläche umgewandelt und sichert der Kirchengemeinde jetzt zusätzliche Einnahmen. Nur das Pfarrhaus dient weiterhin seiner Bestimmung: Hier lebt der amtierenden Diakon Heinrich Kleesattel mit Familie.

 

St. Georg, der mit dem Drachen kämpfte

Die Pfarrei in Weiß ist nach einem berühmten Heiligen benannt. Der Heilige Georg war ein Märtyrer im 3. Jahrhundert n. Chr., auf den zahlreiche Legenden zurückführen. Die populärste ist die des Drachentöters, als der mutige Georg einen großen Drachen bezwang. Außerdem soll er die Menschen auf gefährlichen Verkehrswegen geschützt haben. Die Rheinfahrt war damals sehr beschwerlich. Die Schiffe mussten an Weiß vorbei auf dem Leinpfad mit Pferdegespannen stromaufwärts gezogen werden. Vermutlich halfen die Weißer oft aus, obwohl die Pferdestationen in Rodenkirchen und Wesseling lagen.

Das Symbol des Heiligen ist das so genannte Georgskreuz. Das rote Kreuz auf weißem Grund findet man in vielen Wappen und Flaggen. Weitere Heiligenattribute sind der Drache, die Lanze sowie seine Darstellung als Ritter und Reiter. In Weiß tritt der Name St. Georgius zum ersten Mal 1818 in einem Schriftstück des Ortsvorstehers auf. Darin wird er als Schutz- und Kirchenpatron genannt. Die Namensgebung kann auf das Kölner Stift St. Georg zurückführen, die früher Eigentumsrechte in Weiß besaßen, später hier aber nicht mehr auftauchen. In der Kirche und auf dem Platz ist St. Georg überall verewigt. In der Sakristei, über dem Eingang zum Pfarrhaus, auf dem Brunnen und in der Kapelle.