Fairtrade Baumwolle Transfair

Immer die neueste Mode im Schrank und wenn eines der Billigteile nicht mehr gefällt, wird es ausgemustert. Fakt ist: Kleidung verkommt zum Wegwerfprodukt. Doch es gibt auch eine Gegenbewegung.

Und diese besteht nicht nur aus Öko-Anhängern der 70er und 80er Jahre, die sich weiterhin für Umweltschutz einsetzen. Für ökologische Kleidung interessieren sich heute vermehrt Familien mit kleinen Kindern sowie erstmalig auch wieder jüngere Menschen. „Die Zielgruppe war vor zehn bis 15 Jahren noch gar nicht relevant“, erzählt Heike Hess, Leiterin des Internationalen Verbandes der Naturtextilwirtschaft (IVN) in Berlin. Es ist ein Teil der „New Media-Generation“, die heute kritisch konsumiert. „In den sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram spricht sich schnell rum, was gut und was weniger gut ist. Dazu gehört auch das T-Shirt aus Bio-Baumwolle“, sagt sie.

Kontrollierter Anbau von Bio-Baumwolle

Im Vergleich zur herkömmlichen Baumwolle schont der ökologische Anbau den Ackerboden. „Es sind sehr strenge Regeln einzuhalten, die einen Fokus auf Umweltbelange legen“, erklärt Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer im Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie. Weder gentechnisch verändertes Saatgut noch synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel dürfen beim Anbau von Bio-Baumwolle eingesetzt werden.

Bio-Baumwolle
Baumwolle beim Modediscounter H&M

Stattdessen verwenden die Bauern organische und mineralische Dünger. Der Faser erkenne man allerdings später nicht an, ob sie aus einem bio- oder konventionellen Anbau stammt, so Mazura. Gleichwohl hinterlässt ökologisch produzierte Baumwolle ein gutes Gefühl bei nachhaltigkeitsbewussten Menschen, sagt Heike Hess. Wurde diese zudem fair gehandelt, unterstützt man als Käufer auch die sicheren und hygienischen Arbeitsbedingungen während der Produktion und weiß, dass die Bauern und Verarbeiter der Textilien gerecht bezahlt worden sind.

Bio-Baumwolle ist noch ein Nischenprodukt

Derzeit werden laut der NGO Textil Exchange rund 112.500 Tonnen Bio-Baumwolle auf der Welt produziert. Im Vergleich zu 26 Millionen Tonnen herkömmlicher Baumwolle pro Jahr ist der Marktanteil von Bio-Baumwolle verschwindend gering. Er liegt weit unter einem Prozent.

 

Bio-Kleidung bei C&A, H&M und Otto

nachhaltige Mode
Nachhaltige Modeproduktion in derTextilfabrik Hangzhou Suntex, China Foto: H&M

Am Aufbau des Marktes für Öko-Kleidung haben viele kleine Modelabels sowie auch große Textilketten mitgewirkt. Der Modekonzern Hennes & Mauritz startete 2004 mit der Nutzung von Bio-Baumwolle. Heute bestehen 43 Prozent des Sortiments aus nachhaltiger Baumwolle – darunter auch recycelte Baumwolle. 14,5 Prozent stammen aus kontrolliert biologischem Anbau. Bis 2020 will das Unternehmen ausschließlich Baumwolle aus nachhaltigen Quellen verwenden. Auch bei Otto sollen alle Textilien der Eigen- und Lizenzmarken binnen der nächsten drei Jahre umgestellt werden. Rund 60 Prozent werden aktuell aus nachhaltiger Baumwolle gefertigt. Textilfilialist C&A ist mittlerweile der weltgrößte Abnehmer von Bio-Baumwolle. Das Unternehmen verkaufte letztes Jahr 139 Millionen Produkte aus zertifizierter Bio-Baumwolle. Somit bestanden rund 33 Prozent C&A-Textilien aus der Naturfaser.

Bio-Mode im Laden kaum zu erkennen

Die Zahlen signalisieren den Willen, mehr Bio-Mode zu produzieren, tatsächlich geht das Angebot in vielen Textilwarenhäusern noch unter. Neben herkömmlichen T-Shirts liegen Polohemden mit unauffälligem Bio-Etikett. Wie man im Laden erkennt, dass es sich um reine Bio-Baumwolle handelt, erklärt Heike Hess: „Nur wenn Bio-Baumwolle auf dem Produkt steht, dann muss die Faser laut EU-Ökoverordnung auch drin sein.“ Vorsicht sei geboten, wenn auf dem Kleidungsstück Bezeichnungen wie „Öko-Hose“, „Bio-Hemd“ oder „Natur-Shirt aus Baumwolle“ stehen – das garantiere nicht, dass die in dem Produkt verwendete Baumwolle aus biologischem Anbau stammt.

„Riechen oder fühlen kann man Bio-Baumwolle nicht“, sagt sie. Hinzu kommt, dass die Naturfaser heute genauso zu bunten, modischen Kleidungsstücken weiterverarbeitet wird wie konventionelle Baumwolle. Demnach ist sie mit bloßem Auge nicht gleich zu erkennen. Im Gegensatz zu früher, wo Ökokleidung vorwiegend in Naturfarben produziert worden ist.

Benötigt: Einheitliche Standards und Siegel

Was fehlt ist ein einheitliches Textilsiegel auf EU-Ebene, das ökologische Kleidungsstücke eindeutig kennzeichnet. Momentan müssen sich Verbraucher anhand der aussagekräftigsten Siegel orientieren:

GOTS und IVN BestUm das bekannt gewordene Siegel „Global Organic Textil Standard“, kurz „GOTS“, zu erhalten, muss das Textil aus mindestens 90 Prozent Naturfasern bestehen und mit umweltfreundlichen Farben behandelt worden sein. Die strengen Auflagen gelten für die gesamte Herstellungskette. Der Verein TransFair garantiert mit dem „Fairtrade“ -Siegel, dass die zertifizierten Produkte nicht durch Ausbeutung von Mensch und Umwelt entstanden sind. Der Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngern ist eingeschränkt, Gentechnik verboten. Seit letztem Jahr gibt es einen neuen „Fairtrade-Textilstandard“, der auch die Lieferkette vom Spinnen und Weben über das Färben bis hin zur Konfektionierung abdeckt.

Zu diesen Siegeln reihen sich viele weitere, die „öko“ versprechen. Einige sind Eigenkreationen von Herstellern und Handelsunternehmen. Andere stammen von unabhängigen Prüfinstituten, die sich nur auf Schadstoffe im Endprodukt beziehen, wie zum Beispiel der „Öko-tex Standard 100“. Das Siegel berücksichtigt weder Produktionsbedingungen noch soziale Kriterien.

100 Prozent Bio-Qualität verbirgt sich nur hinter wenigen Symbolen. Eines davon ist das runde Emblem „Naturtextil zertifiziert BEST“ des Naturtextilverbandes. Das Siegel ist das strengste auf den Markt und berücksichtigt den Weg vom Anbau der Naturfasern bis zum Endprodukt inklusive der Sozial-Standards.

Große Mode-Discounter wie Otto und C&A würden ein einheitliches Siegel begrüßen. Laut Uwe Mazura sei der Biomarkt aber dafür aber einfach noch zu klein.