„Salsa“ – das ist nicht nur eine scharfe mexikanische Soße sondern auch feurige Tanzmusik aus der Karibik. Salsa steht für Emotion, Temperament und Leidenschaft. In Köln hat der Paartanz viele Anhänger gefunden. Die Gründe sind so vielfältig wie Tanzstile und Herkunft.

„Bei Salsa kann ich mich entspannen und den Kopf frei machen“, erzählt Kerstin B., die seit sechs Jahren tanzen geht. „Die Menschen sind offen und locker, die Atmosphäre auf den Salsa-Partys ist einfach angenehm. Da erinnert mich Köln manchmal an meinen Auslandsaufenthalt in Lateinamerika.“ Es ist die Lebensfreude und ein Hauch südländischer Flair, der in Salsa steckt und immer mehr Menschen begeistert. Hinzu kommt, dass die Kölner als herzlich und kulturell offen gelten, was der Salsa-Szene vor Ort zu Gute kommt. Latinos, Afrikaner, Deutsche und Menschen aus der ganzen Welt füllen jeden Abend die Tanzsäle der Salsa-Clubs.

Der  Rhythmus der Congas, Tumbao und Clave-Hölzer und der gefühlvolle Gesang ziehen die Salseros regelmäßig auf die Tanzfläche. Das Zusammentanzen gelingt schnell, da 4/4-Takt und Grundschritt einfach sind. „Nach ein paar Stunden Unterricht kann man theoretisch schon draußen auf Partys tanzen.“, weiß Udo Eilbrecht Salsa-Lehrer und Inhaber der Tanzschule Dresen. „Bei anderen Tänzen wie zum Beispiel Tango Argentino brauchen die Leute viel länger.“ Vor acht Jahren begann er mit Salsa, pro Woche besucht er mindestens zwei Clubs. Es sei seine Liebe zu lateinamerikanischen Tänzen. Außerdem stelle Salsa eine Alternative zur jungen Diskoszene dar, meint er. Wie man auf den Partys beobachten kann, sind die Bewegungen trotz einfachem Grundschritt ausbaufähig. Es gibt unzählige Figuren, die frei kombinierbar sind. Jeder entwickelt mit der Zeit seinen eigenen Stil, die Salsa zu leben.

Foto: tanzen.de
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Flirten ist nicht immer angesagt

Bei Latin-Rhythmen und viel Temperament kann es auf der Tanzfläche schon mal knistern. „Die einen gehen auf Partnersuche, die anderen wollen nur tanzen“, sagt Hobbytänzerin Kerstin B. Beim Spiel zwischen Mann und Frau lassen sich beide auf einen harmonischen Tanz ein. Der Körperkontakt sei „verabredet“. „Salsa ist Tanzen mit allen Sinnen, das sollte man aber nicht falsch verstehen.“

 

Fröhlich sein wie die Latinos

Salsa lebt weniger von der Eleganz der Schritte und Figuren, sondern mehr von Fröhlichkeit, Selbstausdruck und dem Zusammensein mit Gleichgesinnten. „Der Salsa-Virus lässt mich so schnell nicht wieder los“, berichtet Uwe Siebenbaum, Leiter des Tanzzentrums „La Danza“. „Die Nebenwirkungen sind vielfältig und reichen von einem wachsenden Freundeskreis über jede Menge Spaß bis hin zu Gewichtsverlust.“ Auch Kerstin B. hält die körperliche Anstrengung für einen positiven Nebeneffekt. „Statt monotone Aerobicstunden zu besuchen, bewege ich mich lieber zu Salsa. Der Rhythmus hat es in sich.“ Tanzen aktiviert die Gelenke und das Immunsystem. Muskeln werden sanft aufgebaut, Herz und Kreislauf kommen in Schwung. Salsa-Tänzer verbrauchen pro Stunde etwa 300 Kalorien.

 

Auf der Suche nach den Ursprüngen

Woher kommt eigentlich Salsa? Auf diese Frage finden sich überall unterschiedliche Antworten. Spricht man mit Latinos, sind sie sich – je nach Herkunftsland – nicht einig. Kubaner sagen, Salsa käme aus Kuba. Kolumbianer begründen Calí als Hauptstadt der Salsa. Puertoricaner aus New York sehen ihren Ursprung in der USA. Afrikaner erklären, dass Salsa aus Afrika kommt. Wer hat nun Recht? – „Alle ein bissschen“, sagt Siebenbaum. „Durch die Fülle an Ländern, Sprachen und Kulturen hat Salsa unterschiedliche Stile hervorgebracht.“ Salsa passt zu ihrer deutschen Übersetzung als „Soße“, weil in ihr alle Rhythmen zusammen kommen und sich vermischen. Jeder findet sich irgendwo wieder.

Kuba ist der Geburtsort der meisten Stilrichtungen: Rumba, Mambo, Cha-Cha-Cha, Son, Bomba und Latin-Jazz kommen von der Insel. Die Kubaner, die 1959 ihre Insel und Castros Revolution verließen, trugen Salsa in die Exilstädte der USA und Lateinamerikas. Von dort aus verbreitete sich Salsa auf der ganzen Welt. Jeder tanzte die Salsa ein bissschen anders. Die Kubaner anders als die Puertoricaner, die New Yorker prägten in den 70er Jahren den New-York-Style. In Los Angeles entstand Ende der 80er Jahre der L.A-Style. Es gibt eine Mambo-Salsa-Variante, den Cumbia Style und noch etliche andere. Die einzelnen Stile unterscheiden sich nicht gravierend. Wer einen dieser Tanzstile beherrscht, kann auch mit Tanzpartnern aus anderen Schulen tanzen. Allerdings unterscheidet sich die Führung beim New-York-Style etwas von der Führung des kubanischen Stils, da man hier nicht auf der Linie tanzt sondern in kreisförmigen Bewegungen um den Partner herum. Allen Stilen gemeinsam sind der Grundschritt und der Platzwechsel „Cross body lead“.

 

Kölner im Salsa-Fieber

Mittlerweile ist Salsa auch in Deutschland etabliert. Ein Event jagt den Nächsten, Kongresse laden bundesweit zum Workshop-Wochenende mit den Profis ein, und traditionelle Tanzschulen haben Salsa in ihr Kursprogramm aufgenommen. Rund 750 Schulen des Allgemeinen Deutschen Tanzlehrerverband (ADTV) und einige Spezialtanzschulen bieten Kurse an. An die Anfänge in Köln erinnert sich Gerd Hönig, Veranstalter und Diskjockey von lateinamerikanischen Events: „In Köln fanden schon Mitte der 80er Jahre Salsa-Konzerte mit bis zu 15.000 Besuchern statt.

 In den 90er Jahren eröffneten dann die ersten Latin-Clubs und die ersten Salsa-Tanzlehrer tauchten auf. Mit dem Erfolg des Films Buena Vista Social Club´ wuchs die Salsa-Szene dann noch mal.“

„Neben Berlin und München ist Köln heute Deutschlands wichtigste Salsa-Metropole“, verdeutlicht Siebenbaum. Ein Blick auf den Kölner Veranstaltungskalender zeigt: Jeden Abend können sich die Salseros zu lateinamerikanischer Musik bewegen. Feten, Konzerte und Tanzlehrgänge – in Latin-Clubs, umfunktionierten Bars, historischen Gemäuern, auf Booten oder auch Open-Air. Wer aus dem Süden von Köln kommt, hat eine kurzen Anfahrtsweg. Im Bürgerhaus Stollwerk, in der Alteburg oder Lutherkirche trifft sich die Salsa-Gemeinde regelmäßig. Vor Beginn bietet fast jede Party eine Schnupperstunde an, damit Neulinge und Mitgenommene noch schnell einsteigen können und dem Takt der heißen „Clave“ folgen.