Ordnung zuhause
Besser aufräumen: Wie können Ordnungsfans und Liebhaber des gepflegten Chaos einen gemeinsamen Weg finden?

Herum liegende Socken, stehen gelassenes Geschirr, Krempel auf der Ablage: Ordentliche Menschen belastet ein chaotischer Haushalt sehr. Wie bewegt man Partner, Mitbewohner und Kinder zu mehr Ordnung? Und wie sieht ein Kompromiss aus? Die Antworten haben zwei Frauen, die Aufräumen zum Beruf gemacht haben.

Diese Schritte helfen auf dem Weg zu mehr Ordnung eine Rolle:

 

1. Über Ordnung sprechen: Was ist wem wichtig?

Rita Schilke ist Aufräumcoach in Berlin. Sie schlägt vor, dass die ganze Familie, das Paar oder die Wohngemeinschaft an einem Tisch zusammenkommt. „Alle besprechen gemeinsam, was für sie Ordnung bedeutet, wie sie es gerne hätten und was sie bereit sind, dafür zu tun“, sagt sie. Im Fokus stehen gemeinsam genutzte Räume wie Flur, Küche, Bad und Wohnzimmer.

Auch Lotte Lehmann aus München empfiehlt, über Ordnung offen zu sprechen. „Wichtig ist eine positive Kommunikation über das Thema“, so die Ordnungsexpertin. Denn oft würden Dinge erwartet, die nicht ausgesprochen werden. Das führe zu Frustration.

Als Leitlinie für das Gespräch verweist Coach Schilke auf die Grundsätze der Gewaltfreien Kommunikation nach dem Psychologen Marshall B. Rosenberg. Indem man beobachtet, ohne zu bewerten, Gefühle erspürt und Bedürfnisse erkennt, können Sätze und folglich Bitten entstehen, die Mitbewohner nicht verletzen. Etwa: „Ich beobachte, dass Du das Geschirr nach dem Essen nicht gleich in die Spülmaschine räumst.“ Oder: „Mir ist eine saubere Küche wichtig, wenn ich die nächste Mahlzeit zubereiten möchte. Kannst Du sie das nächste Mal aufräumen?“

 

2. Plan aufstellen: Was wird wann gemacht?

Nach dem Gespräch folgt der gemeinsame Plan. „Dieser enthält, was im Haushalt zu erledigen ist und wer welche Aufgaben übernimmt“, so Schilke. Wenn alle Mitbewohner an den Entscheidungen beteiligt sind, werden Neuerungen und Verantwortungsbereiche leichter akzeptiert.

Dabei sollten die Vorlieben der Bewohner berücksichtigt werden. Zum Beispiel, „dass sich jemand lieber dem Wäscheberg annimmt als anderen Ordnungsaufgaben“, erzählt Lotte Lehmann.

 

3. Kompromisse finden: Wie wird man als Ordnungsfan relaxter?

Auch wenn danach alle Mitbewohner Ordnung als positiven Zustand wahrnehmen. „Perfektion ist nicht das Maß, das man erreichen kann“, sagt Lehmann. „Wenn man merkt, dass die anderen nicht so wollen, wie man will, sollte man mit gutem Beispiel voran gehen“, so der Ordnungscoach. Sie empfiehlt, selbst eine Ecke in der Wohnung aufzuräumen und darüber zu sprechen, wie schön sie jetzt aussieht. So werde der Unterschied zwischen Ordnung und Chaos sichtbar. Das könne ein Anreiz sein.

„Es ist aber auch so, dass wir eine andere Person nie durch Druck von außen ändern können“, erzählt Rita Schilke. Menschen ändern sich, wenn sie es selbst wollen. Daher sei das Ziel, die Ordnung zu finden, die zu den beteiligten Personen passt, so die Expertin. Bis dahin hilft es Ordnungsfanatikern, wenn sie ihr eigenes Reich haben. Das gilt auch für Aufräummuffel. „Wenn es klar abgegrenzte Reviere gibt, kann jeder in diesem nach Belieben schalten und walten“, sagt sie.

 

4. Ordnung lernen: Was kann weg und was kommt wohin?

Manche Mitbewohner sind dem Aufräumen nicht abgeneigt, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen. „Das erste ist, sich ein klares Ziel vorzunehmen: Wie soll es nach dem Aufräumen aussehen? Was möchte ich erreichen?“, rät Schilke. Danach kommt der Plan, der meist mit Aussortieren und Entsorgen beginnt, um wieder Luft in Schränken und Regalen zu haben. „Für die Dinge, die bleiben sollen, muss ein fester Platz gefunden werden“, sagt sie. So entsteht eine Grundordnung, die definiert, was wohin gehört. Wer viele Sachen verstauen muss, kann sich ein einfaches Ordnungssystem mit Kisten und Fächern überlegen. Nicht nur Kindern empfiehlt Lehmann, diese am Anfang zu markieren. „Mit Beschriftungen und/oder Fotos von den Dingen, die dort hineingehören“, sagt sie.

 

5. Routinen einplanen: Wann wird aufgeräumt?

Hilfreich ist auch, einen festen Zeitraum für das tägliche Aufräumen zu finden. „Eine halbe Stunde Aufräumen morgens nach dem Frühstück hilft zum Beispiel, wieder eine Grundordnung herzustellen“, rät Schilke.

Lehmann empfiehlt zu verabreden, dass herumfliegende Dinge in gemeinsam genutzten Räumen in eine Kiste gepackt werden. So seien sie aus dem sichtbaren Bereich. Wenn jeder einmal am Tag sein Zeug mitnimmt oder in die Kiste räumt, bekommt das Chaos seinen eigenen, viel kleineren Bereich, so die Expertin.

Routinen sind auch für Familien wichtig. „Sie vereinfachen den Alltag. Weil man nicht mehr entscheiden muss, was man wann macht“, sagt sie. Sie regt an mit Kindern eine feste Aufräumroutine vor dem Abendessen einzuplanen. Dabei können Eltern mit ihren Kindern wetten, dass sie es nicht in fünf Minuten schaffen, aufzuräumen, so die Expertin.

Wenn Kinder noch nicht selbständig aufräumen können oder wollen, sollten ihre Eltern sie dabei unterstützen, rät Schilke. Sie räumen dann gemeinsam mit ihren Kindern auf und lernen, dass „es nur ein paar, wenige Handgriffe braucht, dass Plüschtiere und Bausteine an ihrem Platz sind.“