Im Südwesten von Portugal, wo einst Heinrich der Seefahrer seine Leute auf Eroberungsfahrt in die weite Welt schickte, befindet sich heute noch eine der spektakulärsten Küstenlandschaften. Im Frühling wird die Algarve zu einem besonderen Naturschauspiel.
Jetzt, wo nur ein paar Wanderer, Fahrradfahrer und Surfer, die Südwestküste erkunden, zeigen sich die unzähligen Strände und Buchten von ihrer ganzen natürlichen Schönheit. Bis zu 50 Meter hoch ragen die berühmten gelb-rötlichen Kalk- und Sandsteinfelsen senkrecht aus dem Atlantik. Sie werden mal sanft, mal rau von den glitzernden, windumtosten Fluten des Meeres umspült. Idyllische, einsame Buchten tauchen immer wieder an der malerischen Steilküste hervor. Mal versteckt, und nur über einen einzigen schmalen Zugang zu erreichen, mal breit und in voller Pracht, so dass selbst den Strandjoggern nicht zu langweilig wird. Ringsherum liegt der Duft der Frühblüher in der Luft. Mandelbäume blühen hier schon oft im Januar –es folgen Ginster, Kirschlorbeer, Strelitzien und viele andere mediterrane Pflanzen.
Das von den Arabern kultivierte Land verfügt noch heute über eine ausgeprägte Landwirtschaft. Oliven, Feigen und Zitrusfrüchte werden angebaut. Hiesige Winzer produzieren mittlerweile so gute Weine – darunter auch einige Weißweine – dass sie mit den Spitzensorten aus Nordportugal und dem Alentejo problemlos mithalten können. Ein Tipp ist die Quinta dos Vales in Estombar-Lagoa. Auf dem Anwesen lernen Besucher die moderne Weinproduktion kennen und können an einer Verkostung der preisgekrönten Algarve-Weine teilnehmen. Anschließend empfiehlt sich ein Spaziergang durch den Skulpturen-Garten des Weingutes. Denn Wein und Kunst gehören auf diesem Anwesen zusammen. Inhaber Karl Heinz Stock hat viele von den Skulpturen selbst entworfen, einige sind zusammen mit lokalen Künstlern entstanden.
Übrigens gaben die Mauren dem sonnenreichsten Küstenstrich auf der Iberischen Halbinsel den Namen „al garb“, zu deutsch: der Westen, woraus später das Wort Algarve entstand. Von der arabischen Hochkultur ist fast nichts übrig geblieben, denn nahezu alle Gebäude in Südportugal wurden bei einem Erdbeben im Jahr 1755 vernichtet. Aber mit viel Energie und Liebe zu ihrem Heimatland bauten die Portugiesen neu, daher zeigen sich die meisten Orte mit einer Architektur aus dem 18. Jahrhundert.
Ursprüngliches Hinterland – die Bergdörfer der Algarve
Neben schönen Stränden, Buchten und einer abwechslungsreichen Landschaft, lohnt insbesondere im Frühling an der Algarve ein Ausflug ins Hinterland.
Silves, die einstige Hochburg der Mauren
Wie zum Beispiel Silves, die ehemalige Hauptstadt der Algarve und eines der größten maurischen Zentren im 12. Jahrhundert. Der Wiederaufbau der fast völlig zerstörten Stadt zog sich über mehrere Jahrhunderte hin. Das Castelo dos Mouros, die hübsche Burg aus rotem Sandstein, ist heute das Wahrzeichen der Stadt. Auch die Überreste der maurischen Zisternen, die von vier bis sieben Meter hohen Bögen umgeben sind, sollte man sich anschauen. Anstelle der früheren Moschee wurde 1189 mit dem Bau der dreischiffigen Kathedrale„Sé“begonnen. Sie wurde nach dem Erdbeben im gotischen Stil wieder aufgebaut mit ein paar Änderungen aufgrund der vielen Restaurierungsarbeiten.
Die Algarve zu Füßen: Aussicht vom Bergdorf Monchique
Von Silves etwa eine Stunde mit dem Auto entfernt liegt ruhig eingebettet in eine Landschaft aus Zitruspflanzen, Korkeichen und Olivenbäumen das Bergdörfchen Monchique. Monchique ist ein Rückzugsort mit mildem Klima und üppiger Vegetation, der zu einem Aufenthalt in jahrhundertealten Thermen einlädt. Außerdem kann man einen Aufstieg zum 902 Meter hohen „Pico da Fóia“, dem höchsten Punkt der Algarve, unternehmen oder an einem Aussichtspunkt stoppen, von dem man einen Teil der Westalgarve und des nördlich angrenzenden Alentejo sowie den unendlich glitzernden Meereshorizont erblicken kann.
Die Westküste der Algarve: Costa Vicentina und Kap des Heiligen Vincent
Wer an der Südwestalgarve unterwegs ist oder vom Alentejo sich dem Süden von westlicher Seite nähert, sollte eine Tour durch das Naturschutzgebiet an der vicentinischen Küste einplanen. Die Costa Vicentina erstreckt sich auf einer Länge von 350 km an der südwestlichen Atlantikküste.
Mit ihren weiten Sand- und Dünenstränden, die sich von Sagres bis zum Alentejo ziehen, zeigt sich der Küstenstreifen als reizvolle, unberührte und zugleich wilde Landschaft. Der Atlantik ist hier wesentlich rauer als an den Südstränden der Felsalgarve. Es weht ständig ein frischer Wind. Dennoch finden sich auch hier zahlreiche einsame, aber dafür äußerst idyllisch gelegene Strände, die von spektakulären Klippen und Felsformationen eingerahmt sind. Die Küste ist ein Paradies für jeden Surfer, aber auch Fahrradfahrer, Natur- und Erholungssuchende werden diese Gegend lieben. Denn die Rota Vicentina lässt sich komplett mit dem Fahrrad erkunden. Zu empfehlen sind Stopps an den Stränden Arrifana, Monte Clerigo, Praia do Amado und Carrapateira.
Bei dem Ausflug an die Westküste darf ein Abstecher zum Cabo de São Vicente nicht fehlen.Dieses Kap ist der südwestlichste Zipfel des europäischen Festlandes. Mit seinen fast senkrecht ins Meer abfallenden Klippenschafft das sogenannte „Ende der Welt“, mit seinem lichtstärksten Leuchtturm des europäischen Festlands ein außergewöhnliches Ambiente.Er ist zudem einer der größten Leuchttürme Europas und wacht seit 1846 über die Schiffsrouten auf dem Atlantik. Die portugiesische Marine hat ein Museum in diesem Leuchtturm untergebracht, um den Besuchern die Geschichte und Funktionsart dieses Monuments näher zu bringen.
Weiter östlich befindet sich am „Ponta da Piedade“ ein Leuchtturm, der 1913 am Platz einer ehemaligen Kapelle gebaut wurde. Der Wachposten bietet einen guten Aussichtspunkt, um den Blick auf die imposante Felsküste zu genießen.
Nicht weit entfernt liegt Sagres, die Hafenstadt. Heinrich der Seefahrer lebte über 40 Jahre in Sagres, von wo aus er die portugiesischen Entdeckungsfahrten an der westafrikanischen Küste organisierte. In der Stadt mit der beeindruckenden Steilküste versammelten sichzurdamaligen Zeit viele Kartografen, Astronomen und Seefahrer.
Weitere Freizeittipps für die Algarve im Frühling
Wandern
Einer der schönsten Küstenabschnitte für lange Spaziergänge liegt zwischen der Ponta da Piedade bei Lagos und den Steilklippen am Cabo de São Vicente, dem südwestlichsten Zipfel des europäischen Festlands. Mal kraxelt man von einer menschenleeren Bucht zur nächsten durch die Felsen, mal genießt man auf den Klippen den unverbauten Blick aufs Meer.
Ideale Orte für ausdauernde Wanderer sind die Berge Serra de Monchique, Espinhaço de Cão und Caldeirão, mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen und Routen, die entsprechend den eigenen Fähigkeiten und Wünschen ausgewählt werden können.
Rad fahren und Wandern entlang der Costa Vicentina
Infoseite über das Naturschutzgebiet und die Rota Vicentina unter www.rotavicentina.com
Weingut besichtigen
Weingut Quinta dos Vales. Sitio dos Vales, Caixa P. 112, 8400-031 Estombar, Lagoa. www.quintadosvales.eu