Das Thema Heimwerken hat sich in den letzten Jahren von seinem Latzhosen-Image endgültig verabschiedet. Heimwerker sind heute Frauen und Männer jeden Alters, die es lieben, ihr Zuhause in Eigenregie zu verschönern.
Katalysatoren des sogenannten „Heimwerker-Booms” waren gesellschaftliche Trends wie Homing und das daraus resultierende Medieninteresse.
Heimwerken oder neudeutsch „Do-it-yourself“ als private Tätigkeit ist kein unbekanntes Phänomen, sondern kam bereits in den 1960er Jahren aus den USA über Großbritannien nach Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt entstanden auch einige Zeitschriftentitel, die zum Teil heute noch verlegt werden. Seit Ende der 60er entwickelte sich die neue Vertriebsschiene Baumarkt, da zu diesem Zeitpunkt bereits die Industrie nachgerückt war und Produkte speziell für Heimwerker auf den Markt brachte. Allerdings waren die Sortimente und Ladenflächen in den Baumärkten noch sehr übersichtlich. Größere Läden entstanden erst in den 80er Jahren. Praktizierende Do-it-Yourselfer waren damals hauptsächlich Männer, die nach Feierabend für die Instandhaltung des eigenen Zuhauses sorgten oder im Hobbykeller mit Holz werkten.
DIY als Volkssport
Die neue Welle oder – wenn man so will – der Boom des Do-it-yourselfs zieht sich heute durch viele Gesellschaftsschichten. Dem großen Medieninteresse seit Anfang 2000 ist es zu verdanken, dass Heimwerken ein modernes Image erhielt und zum Volkssport mutierte. Viele TV-Formate und neuerdings auch ein ganzer TV-Sender zeigen, wie die Wände kreativ gestaltet werden oder ein Möbelstück zu bauen ist. Oft sind es prominente Fürsprecherinnen, die vor allem neue Zielgruppen wie Frauen oder jüngere Menschen zum DIY motivieren wollen. Mit Erfolg: Mittlerweile gibt es zahlreiche Frauen, die den Baumarkt aufsuchen, um in den eigenen vier Wänden Verschönerungsideen selbst umzusetzen. Der Mythos von Scheu im Umgang mit Bohrmaschine, Stichsäge und Co. ist längst überholt.
Aber auch die heimwerkenden Männer haben sich von ihrem Latzhosen-Image der vergangenen Jahrzehnte verabschiedet. Ihnen sowie dem weiblichen Gegenpart geht es nicht mehr nur darum, zu Zange und Schraubendreher zu greifen, um das Haus instand zu halten und Geld für einen Handwerker zu sparen. Vielmehr steht der Wunsch im Vordergrund, die wohnliche Umgebung nach individuellen Ideen selbst zu gestalten. Dies wird als sinnvolle und Spaß bringende Beschäftigung gewertet. Sobald die spätere Anerkennung bei Freunden und Verwandten erfolgt, ist die Freude doppelt groß.
Homing – ein Trend zieht in die Wohnung ein
Bei den Wünschen der Gestaltung des eigenen Zuhauses zeichnet sich in den letzten Jahren ein Trend zur Individualität und Exklusivität ab. Bekräftigt durch das Homing öffnet sich das Zuhause und wird zum Status-Symbol. Dabei wird Status als Ausdruck von (Lebens-) Stilsicherheit und Selbstverwirklichung gesehen. Diese zeigt sich z. B. in einem kreativen Farbkonzept, einem geschmackvollen Lichtambiente, einer hochwertigen Wohnküche oder raffinierten Möbeln, wie z.B. der Integration eines Flachbildschirmes in ein Möbel oder eine Trennwand. Individualität bzw. eine einmalige Wohnraum-Gestaltung erreicht man häufig durch Do-it-yourself, da hier das Besondere in der eigenen Leistung und Kreativität gemessen wird. Freunde und Familie werden beim Homing aktiv mit einbezogen, denn die eigenen vier Wände werden zum Treffpunkt für die Freizeitgestaltung. Und so erfahren die Wohnräume neue Funktionen, indem z.B. die Küche zum Koch-Studio und das Wohnzimmer zum Heim-Kino wird, wo man gerne Gäste empfängt und gesellige Abende in gemütlicher Atmosphäre verbringt.