Kinder wachsen schneller, als Eltern es sich manchmal vorstellen können. Ehe man sich versieht, haben sie das Gitterbett, den Kinderwagen und den Hochstuhl hinter sich gelassen. Doch wann ist der richtige Zeitpunkt für diese Veränderungen und wie können Eltern die Entwicklung ihrer Kinder unterstützen?
Bevor Eltern entscheiden, wann Gitterbett, Kinderwagen und Hochstuhl ausgedient haben, sollten sie die kognitiven und motorischen Fähigkeiten ihres Kindes beachten. „Jedes Kind hat sein eigenes Entwicklungstempo“, sagt Dana Mundt, Sozialpädagogin bei der bke-Bundeskonferenz für Erziehungsberatung in Berlin. Eltern sollten es nicht mit anderen Kindern oder Geschwistern vergleichen. Dennoch gibt es allgemeine Anhaltspunkte für den Wechsel:
Adé Gitterbett – Der Schritt in die Freiheit
Das Gitterbett ist ein sicherer Schlafplatz für Babys, doch irgendwann ist es an der Zeit, die Gitter loszulassen. „In der Regel ist das ab dem zweiten Lebensjahr der Fall“, sagt Andreas Kalbitz, Geschäftsführer der Bundesinitiative „Mehr Sicherheit für Kinder“ in Bonn. „Das Kind kann dann selbstständig aufstehen und aus dem Gitterbett aus- und einsteigen.“ Möglich macht dies eine Öffnung, die entsteht, wenn man mehrere Gitterstäbe herausnimmt. Helfen könne zudem ein Schlafsack, mit dem es laufen kann, so Dana Mundt. Lange bleibt das Kind aber nicht mehr im geöffneten Gitterbett. „Nach etwa einem halben Jahr kann man auf ein größeres Bett umsteigen“, sagt Kalbitz.
Auch die Schlafgewohnheiten des Kindes spielen eine Rolle. Ein Kind, das in seinem Gitterbett gut schläft und sich darin sicher fühlt, sollte nicht überstürzt in ein größeres Bett umziehen. „Wenn das Kind aber rechts und links an die Gitter stößt, sich sehr unruhig verhält oder einfach zu groß für das kleine Bett ist, sollte man wechseln“, rät er. Am größeren Bett kann zur Sicherheit ein Rausfallschutz montiert werden.
Ohne Kinderwagen und Buggy unterwegs – Der Schritt in die Unabhängigkeit
Kinderwagen und Buggys sind sehr praktisch, weil man das Kind damit schnell zum Einkaufen mitnehmen oder müde nach Hause schieben kann. „Sobald das Kind aber signalisiert, dass es raus will, sollten Eltern darauf eingehen und es ermutigen, selbst zu gehen oder mitzuschieben“, empfiehlt Dana Mundt. Für den Anfang reichen kurze Wege zum Spielplatz. Nach und nach können längere Strecken ausprobiert werden, erklärt sie.
Andreas Kalbitz rät, den Kinderwagen nicht mehr für jeden Weg mitzunehmen, sobald das Kind gut läuft. „Ab drei Jahren braucht man für die normalen Alltagsstrecken keinen Kinderwagen mehr“, so der Experte. Eltern sollten die Bewegung ihres Kindes fördern. Denn Kinder besitzen eine natürliche Neugier und das Laufen fördert ihre Motorik. „Wenn Kinder zu Hause ein sicheres Nest spüren, wollen sie von sich aus die Welt erkunden und den nächsten Schritt machen“, sagt Dana Mundt. Eltern sollten das zulassen und ihren Kindern vertrauen.
Stuhl statt Hochstuhl – Der Schritt zum großen Tisch
Ein Hochstuhl ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Babyausstattung, um das Kind sicher beim Essen zu platzieren. Ab wann dieser nicht mehr benötigt wird, hängt auch hier von der körperlichen Entwicklung ab. Das Kind sollte sicher und selbständig auf einem normalen Stuhl sitzen können, ohne herunterzurutschen oder umzufallen. Entscheidend ist auch die Körpergröße, die es erlaubt, von einem gewöhnlichen Stuhl aus am Tisch zu essen.
Es gibt mitwachsende Stühle, auf denen Kinder noch im Grundschulalter gut sitzen können. „Bei diesen ist darauf zu achten, dass sie die Selbständigkeit nicht behindern“, sagt Mundt. Denn: „Kinder möchten gerne auf dem gleichen Stuhl sitzen wie ihre Eltern oder ältere Geschwister“, erzählt sie. Diesem Wunsch sollten Eltern nachkommen und es einfach ausprobieren. Das kann für die Entwicklung förderlich sein. „Ein Kind, das auf einem normalen Stuhl sitzen kann, braucht keine Sonderbehandlung mehr“, so Kalbitz. Für den Übergang kann eine Sitzerhöhung in Form eines Kissens hilfreich sein.
Wichtig bei jedem Wechsel: Kommunikation mit dem Kind
Entscheidend bei jedem Übergang ist, das Kind einzubeziehen. Eltern sollten den Wechsel sprachlich begleiten, so Mundt. Sie sollten mit ihm darüber sprechen, dass es groß genug ist, um in einem Bett für ältere Kinder zu schlafen. Zum Beispiel mit Sätzen wie „Du bist jetzt groß, wir suchen dir ein neues, schönes Bett zusammen“, rät sie. Wichtig dabei ist, auf die Bedürfnisse des Kindes zu achten und geduldig zu sein. Den Wechsel sollte man erst dann vollziehen, wenn das Kind bereit dafür ist und sich sicher fühlt. Der Übergang kann emotional sein, aber er markiert auch wichtige Meilensteine in der Entwicklung des Kindes.
Bei Fragen zur Förderung der Selbstständigkeit von Kindern oder anderen Erziehungsfragen können Eltern sich kostenfrei an Erziehungs- und Familienberatungsstellen vor Ort oder auch online (www.bke-elternberatung.de) wenden.