Gehören Sie auch schon zu den App-Schaltern, Buggy Boys oder Smart Seniors? Dahinter verbergen sich weder Bandnamen noch Bezeichnungen von angesagten Lifestyle-Produkten. Gemeint sind die Trendsetter von morgen.

„Exakt definierte Zielgruppen gibt es nicht mehr“, sagt das Zukunftsinstitut in Kelkheim. Die Beschreibung über soziodemografische Merkmale (wie zum Beispiel Alter und Familienstand) oder geografische (Nielsengebiete) verlieren an Zugkraft. War es früher die Sehnsucht, „so zu sein wie alle anderen“, ist heute das Bedürfnis, „gerade nicht so zu sein wie alle anderen – sondern wie die präferierte Nische“.

Masse war gestern

Die aktuelle Studie des Zukunftsinstitutes beschreibt 20 Trendsetter als Nischen-Stile. Sie lassen sich über psychografische Merkmale wie Vorlieben und Werte genauer einordnen. Nischenstile stehen für ein bestimmtes Lebensgefühl. Der Konsument der Zukunft schätzt vielseitige und flexible Angebote. Kennen Sie Ihre Nische? Hier einige Beispiele:

App-Schalter lieben es offline zu sein

App-Schalter nutzen Offline-sein als Mittel der Abgrenzung vom Mainstream. Sie sind jung und genervt von der Always-On-Kultur, die ihnen von Eltern und Gleichaltrigen vorgelebt wird. Sie pflegen einen Lebensstil, in dem Digitalität nicht abgelehnt wird, aber auch nicht Zentrum des Lebens ist. Sie leben ein entspanntes On-Off-Dasein, das weder von Sucht noch Angst geprägt ist. Zunehmend wird es cool, offline zu sein. Für Markt und Medien ist diese Nischengruppe spannend, da sie eben nur über traditionelle Wege erreichbar ist. Sie sind nicht zwangsläufig konsumkritisch, hinterfragen aber Angebote, Dienstleistungen und Artikel.

Female Enabler: Frauennetzwerke nehmen zu

Female Enabler sind eine neue Art Frauenbewegung. Nach Kompetenz, Expertentum, Wissen und Fachkräften suchen sie zunächst unter ihresgleichen, wenn es gilt, einen Job, Auftrag oder Projekt zu vergeben – und erst in zweiter Instanz nach Männern. Soziale Netzwerke wie Twitter, Pinterest oder Facebook bilden die Basis der Female Enabler, wenn sie nach Frauen suchen bzw. Frauen sichtbar machen wollen. Sie verstehen sich als Türöffner und geben den Impuls, dass auch andere Frauen der männlich dominierten Medienwelt zeigen, was sie ausmacht. Die diesjährige Bundestagswahl könnte einen Wendepunkt einleiten. Es treten so viele Frauen wie noch nie an. Märkte und Marketing tun gut daran, Abstand von alten Rollenbildern und Klischees zu nehmen.

Buggy Boys: Männer, die ohne Karriereknick die Kinder hüten

Buggy Boys sind keine Ersatzmütter. Sie sind Vollzeitväter und bleiben bewusst zu Hause. Oft teilen sie sich die Elternzeit. Sie haben den Anspruch, genauso selbstverständlich für die Kinder da zu sein wie die Mutter. Sie möchten von der Gesellschaft gesehen werden, wie sie sind: Väter ohne „Wenn“ und „Aber“. Das gleichberechtigte Miteinander steht für sie im Vordergrund, denn auch Buggy Boys wollen beides: Kind und Karriere. Das erfordert ein Umdenken in den Beschäftigungsverhältnissen. Die „Väter gGmbH“ versteht sich als erste Unternehmensberatung für Familienfreundlichkeit aus Vätersicht. Ihr Credo: Ressourcen für Väter schaffen Ressourcen für Unternehmen.

 

Smart Seniors: mobil sein im Alter wird zur Selbstverständlichkeit

Smart Seniors wollen ein selbstbestimmtes Leben führen und nutzen neue Technologien, die das ermöglichen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird selbstbestimmtes Leben zu einem immer höheren Gut. Bereits heute ist jeder fünfte Smartphone-Besitzer in Europa über 55 Jahre alt und somit im Umgang mit Smart-Tech-Geräten geübt. Das Projekt „Silverline“ der Firma Silverline Moblile mit Sitz in Singapur basiert auf der Idee, die Technologien bereits existierender Smartphones so zu verbessern, dass auch die Generation 60plus Nutzen davon trägt. Die Initiatoren rufen dazu auf, Smartphones zu spenden. Diese werden dann überholt und mit Apps ausgestattet. Die fünf installierten Apps motivieren die zumeist isoliert wohnenden Senioren zu sozialen Aktivitäten oder zum Gedächtnistraining. Dieses Projekt schafft emotionalen Mehrwert, denn bestenfalls erklären die Spender den Senioren die Geräte und fördern so den sozialen Austausch.

Angaben zur Studie:

Die neuen Trendsetter
Anja Kirig, Thomas Huber
September 2013, 92 Seiten
150,- € zzgl. 7 % MwSt., weitere Infos unter www.zukunftsinstitut.de/trendsetter