Ridnaun St. Magdalelen

Brauchen wir wirklich ein Familienhotel, wo es lauter Angebote für Kinder gibt? Unbedingt! Der Urlaub war noch nie so entspannt.

Winterurlaub am Meer? Das ist mit unserem anderthalb jährigen Sohn, der laufen und klettern will, in der Chartermaschine nicht möglich. Statt dem Flugzeug wählen wir diesmal die Bahn. Statt dem Meer die Berge. Und statt einer kleinen Pension das große Familienhotel.

Wir landen in Südtirol. Genauer gesagt im Ridnaun-Tal, eine halbe Stunde Busfahrt von der Kleinstadt Sterzing entfernt. Am westlichen Ende des 18 Kilometer langen Tals, auf 1.417 Metern über dem Meeresspiegel, hat sich die Familie Kruselburger hier ein kleines Imperium geschaffen. Das Hotel Schneeberg, ein Familien- und Spa-Resort, entstanden 1978 aus einer kleiner kleinen Pension mit 25 Zimmern und einer Bar, entwickelt zu einer Hotellandschaft aus Haupthaus und mehreren Nebenhäusern mit Kapazitäten für 500 Gäste, die neben Restaurant und Bar auch Angebote für die ganze Familie finden – seien es Miniclub und Aquapark für Kinder oder Schwimmbad und Saunen für Erwachsene. Das ganze Ensemble ist unterkellert, so dass man von seinem Zimmer ohne Jacke zu jeder Einrichtung laufen kann.

Schnneeberg Hotel
Das Schneeberg Resort in Maiern (Ridnaun) liegt ruhig am Ende des Tals. Foto: Evelyn Steinbach
Zum Hotel gehört eine große Poollandschaft mit Rutschen. Foto: Schneeberg

 

Klingt praktisch – und ist es auch, wie sich in den folgenden Tagen herausstellt. Fürs erste wollen wir dennoch raus und uns anschauen, wo wir hier gelandet sind.

Hinter uns liegt ein Biathlon-Zentrum, wo junge Menschen ihre Runden über langgezogene Schneeflächen und kleine Hügel drehen. Vor uns die schneebedeckte Landschaft des Ridnauntals, an dessen sichtbaren Ende die St. Magdalenen-Kirche thront. Ein wahres Postkartenmotiv, auf dessen langgezogener Landschaft 25 Loipenkilometer verlaufen. Links und rechts davon zeichnen Schuhspuren Winterwege in den Schnee, hier lassen sich auch Kinderwagen und Schlitten schieben. Auf dem Ridnanuer Rundwanderweg kann man in drei Stunden und zehn Kilometern gesamter Strecke das Tal von seinen schönsten Seiten erkunden. Die Strecke führt am Dorf Ridnaun sowie am kleinen Skilift von Gasse vorbei und durch Wälder zurück nach Maiern, wo das Hotel liegt. Auf dem Weg zweigen immer wieder neue Wanderwege ab, deren Teilabschnitte man erkunden kann, um etwa die St. Magdalelen-Kirche zu besuchen oder eine höher gelegene Alm.

Ridnaun Tal
Ridnaun-Tal im Winter: Von einem der Berge hat man den besten Ausblick. Foto: Evelyn Steinbach

 

Morgens in den Schnee, nachmittags ins Bällebad

Bällebad
Im Miniclub stehen zwei Bällebäder für Kleinkinder bereit. Foto: Schneeberg

Am besten man startet gleich morgens mit einer Aktivtour. Das sonnenverwöhnte Tal macht es einem leicht, sich nach dem Frühstück in die frisch-klare Winterluft zu begeben. Für die folgenden Urlaubstage machen wir uns einen Plan: Morgens soll es zum Wandern, Rodeln oder Ski fahren gehen, nachmittags wollen wir die Schwimmbäder, Saunen und Bällebäder des Hotels ausprobieren.

Unsere erste Wanderung führt mit Bergführerin Gabi auf die Stadlalm. Die kleine, schneebedeckte Hütte liegt auf 1.600 Metern Höhe und ist ganzjährig bewirtschaftet. Gabi führt die Truppe aus italienischen und deutschen Gästen am ehemaligen Bergwerk des Tals hinauf auf den Berg. Ein erstes Tal-Panorama aus der Höhe beeindruckt uns, dies wird noch besser, als wir noch höher klimmen. „Das ist die leichteste Bergtour im Tal“, erzählt uns Gabi, als einigen bereits die Puste ausgeht. „Man muss die Angst vor der Steigung einmal überwunden haben, dann geht’s auch mit dem Bergwandern.“ 

 

Stadlalm Maiern Ridnaun
Der Fußmarsch hinauf zur Stadlalm dauert etwa eine Stunde. Fotos: Evelyn Steinbach

Unser Sohn sitzt gemütlich in der Kraxe und ruft dem „Wooo, wooo“, dem mitlaufenden Hund eines Gastes zu. 

Wir bemühen uns das Schwitzen nicht anmerken zu merken. Schließlich ist es nur eine Stunde bis zur Hütte. Kurze Zeit später sitzen wir alle vor dem Holzofen der Alm und nippen an Tee, trinken Wasser und Weißbier. Einige Gäste in der Hütte haben ihre Schlitten mitgebracht. Keine schlechte Idee, denn die Piste lädt auf dem Rückweg zum Rodeln ein, vorausgesetzt man beachtet die aufsteigenden Fußgänger.

Mit Gabi verabreden wir uns drei Tage später noch einmal zu einer Winterwanderung. Diesmal soll es querfeldein über steile Pfade durch den Wald gehen. Gabi kennt das ganze Tal und gibt nebenbei Tipps für imposante Sommerwanderungen. Denn Höhenwege hat Ridnaun auch.

 

Kinderbad: Wasser spuckende Schlange und Rutschenspaß

Nachmittags geht es für uns in den Aquapark des Hotels. Die Augen unseres Sohns leuchten, als wir den warmen Nassbereich betreten, der auf mich wie eine Hobbit-Landschaft aufgrund seiner kleinen Holzhäuschen, Wippen und Schaukeln wirkt. Erst im hinteren Teil kommt das Kinderschwimmbad zum Vorschein. In den kleinen Pool mit Pelikan und Schlange, aus deren Mündern Wasser spritzt, will er als erstes. Endlich mal wieder ungehemmt mit Wasser spielen!

Aquapark Schneeberg Resort
Im Aquapark des Schneeberg Hotels haben selbst die kleinsten Gäste Spaß. Foto: Schneeberg

Im Becken nebenan wird es auf einmal lauter und unser Sohn will wissen, warum. Hier enden die großen Wasserrutschen und schnell bemerkt er, wo die Kinder hochlaufen, und zeigt auf die Treppe zur Rutsche. Wir probieren es und rutschen mit ihm zusammen auf der leichtesten Bahn herunter. Der Spaß scheint ihm ins Gesicht geschrieben, als ich ihn unten angekommen auffangen will. Seitdem gehört die Rutsche zur festen „To-do“-Liste, jedes Mal, wenn wir das Schwimmbad betreten.

 

Sauna: Show-Aufguss für Rock-Fans

An einem der nächsten Tage bekommen wir Lust, den Wellness-Bereich auszuprobieren, und wechseln uns mit der Kinderbetreuung ab. Im Dampfbad gönnen wir uns ein Salzpeeling, in der finnischen Sauna gewöhnen wir uns an höhere Temperaturen. Wie die meisten Wellness-Bereiche in Hotels liegen die Saunen im Keller, nicht aber die Panorama-Sauna. Sie liegt etwas erhöht im ersten Stock, so dass man durch ihre große Glasfront einen wundervollen Blick auf das verschneite Tal genießt. Ein bis zwei Mal am Tag wird hier ein Aufguss angeboten, der es in sich hat. Nicht nur durch seine hohe Temperatur und die verschiedenen Aromen (Latschenkiefer, Lavendel, Eukalyptus), sondern auch von der Art der Durchführung. Anders als in Deutschland oder skandinavischen Ländern, zelebriert Sauna-Meister Fabrizio seine Show-Ausgüsse. Beim Thema „Rock“ wirbelt er die Handtücher zu den Klängen von ACDC, Nirvana und Guns`n`Roses und trägt dabei stilecht Jeans, Rocker-T-Shirt und Stirnband. Beim Thema „Village People“ erscheint er mit Bauhelm vor dem Sauna-Ofen und beim „Classic“-Aufguss trillert das gesamte Publikum italienische Balladen mit, während Fabrizio mit seinen Handtüchern durch die Sauna tanzt. Ein lautes „Bravo“ und „Grande“ aus dem Publikum ist ihm garantiert. „Was für eine Unterhaltung“, denke ich und lache amüsiert. Das ist so einmalig. Hier kann ich getrost mal auf die sonstige Ruhe verzichten.

Die Panorama-Sauna im Hotel ist das Highlight im Spa: Aufgüsse zu Musik und Eindrücken einer unbekümmerten Winterlandschaft sind garantiert. Foto: Schneeberg

 

Menü für Kinder und Erwachsene

Ein großes Thema im Familienurlaub ist immer das Essen. Vor der Reise erzählte mir eine befreundete Mutter, dass sie in einem Familienhotel in Deutschland für das einjährige Kind nur Pommes und Chicken Nuggets vorfand. Zum Glück wird unserem Sohn gleich am ersten Abend etwas anderes serviert: Fisch, Spinat und Kartoffeln. Wir sind schon mal zufrieden, dass, auch wenn die Küche hier mehr fleisch- als gemüselastig ist, man an einer eher gesunden Ernährung für alle Gäste interessiert ist. Wir Eltern können ein Drei-Gänge-Gourmet-Menü wählen, welches uns am Tisch serviert wird. Keine nervige Buffet-Rennerei am Abend, zumindest nur für optionale Vorspeisen.

Am Abend gibt es für Kinder und Erwachsene ein Menü, während mittags Pasta und Salate am Buffet erhältlich sind. Foto: Schneeberg

Der große Speisesaal ist in kleine Räume unterteilt und so auf einen annehmbaren Geräuschpegel reduziert. Natürlich krähen die Kinder hin- und wieder von den Tischen und es ist auch nicht schlimm, wenn zum fünften Mal die Gabel auf den Boden fällt. Alle Eltern sind in derselben Situation, keiner wird schief angeguckt. Weder von anderen Hotelgästen, noch vom Personal. Im Gegenteil. Hier kommt man mit anderen Hotelgästen schnell ins Gespräch, allein schon wegen der Kinder, die sich gegenseitig beobachten. Und auch unsere Kellnerin Rita hat ein Auge auf unseren Sohn geworfen. Als er mal wieder aus seinem Stühlchen heraus will und sich von unserem Tisch entfernt, läuft er schnurstracks zur Küche. Rita nimmt ihn mit und schenkt ihm in der Küche ein Plastikauto, dass er uns anschließend stolz präsentiert. So konnten wir noch unser Dessert essen.

 

Rodeln auf den längsten Rodelpisten Südtirols

Was wir in diesem Winterurlaub unbedingt ausprobieren wollten, ist das Rodeln. Gut geeignet sind hierfür die Rodelpisten in der Umgebung. Im Skigebiet Ratschings, das mit dem kostenfreien Skibus, schnell erreichbar ist, steht hierfür eine fünf Kilometer lange Bahn bereit. Die Schlitten können an der Talstation geliehen und in die Bergbahn mitgenommen werden.

Eine andere Möglichkeit ist die fast zehn Kilometer lange Rodelbahn am Rosskopf in Sterzing. Sie ist Südtirols längste Rodelbahn, aber nur zu empfehlen, wenn auf dem Berg echter Schnee liegt. Die Rodelbahn wird zwar beschneit, aber dadurch auch härter und stellenweise eisiger.

 

Rückfallquote ist groß

Wer schon mal in einem guten Familienhotel war, hat eine hohe Rückfallquote: Weil alle im Urlaub entspannt bleiben, selbst wenn es mal einen Tag lang schneit, so dass man mit Kindern besser drinnen bleibt. In einer normalen Unterkunft hätte man vielleicht einen halben Tag durchgehalten und dann doch den Fernseher angeschaltet oder das Touchpad gezückt. Im Familienhotel braucht es das alles nicht. Hier gibt es einfach für die Kleinen viel zu viel zu erleben.

 

Infos zum Ridnaun Tal:

 

Wanderungen mit Kind

Winterwanderweg Ridnaun
Die Wanderwege rund um Ridnaun sind alle beschildert. Foto: Evelyn Steinbach

 

Ridnauner Rundwanderweg: Leichte und abwechslungsreiche Wanderung rund um Ridnaun, die mit Kinderwagen möglich ist. Unterhalb des Hotels biegt man auf den zehn Kilometer langen Rundweg ein, für den man ca. drei Stunden benötigt.

Wanderung zur Stadlalm: Start ist das Bergbaumuseum Ridnaun, ca. 15 Gehminuten vom Hotel entfernt. Dort befindet sich eine kleine Holzbrücke, nach dieser der links liegenden Straße direkt zur Stadlalm folgen. In einer Stunde ist man oben. Wer mag, kann einen Schlitten für den Rückweg mitnehmen.

 Wanderung zum Bergl: Die Bergstraße entlang geht es zum höchst gelegenen Hof (1.568 Meter) mit kleiner Kapelle mit Aussicht auf das gesamte Ridnauntal. Die Tour dauert ca. eine Stunde.

Ridnaun
Der Aufstieg lohnt sich: Von oben ist die Aussicht auf Ridnaun am schönsten. Foto: Evelyn Steinbach

Ski fahren und Rodeln

 

Gasse in Ridnauntal: Im befindet sich ein kleiner Tellerlift für Skifahrer sowie ein kleiner Skipark für Kinder und eine Rodelbahn. Das kleine Skigebiet ist mit dem Ski- und Linienbus schnell zu erreichen. Etwa zehn Minuten vom Skilift entfernt kann die Skiausrüstung bei „Sepp“ zu einem fairen Preis geliehen werden (an der Talstation nachfragen).

Biathlon im Ridnauntal: 25 Loipenkilometer verteilen sich über das gesamte Tal und sind präpariert für das klassische Langlaufen und Skating. Die Strecken eignen sich je nach Abschnitt für Anfänger und erfahrene Langläufer und beginnen direkt am Hotel.

Loipen Ridnaun
Die Loipen im Ridnaun-Tal werden jeden Abend für Langläufer präpariert. Foto: Evelyn Steinbach

Skigebiet Ratschings-Jaufen: Die modernen Liftanlagen bringen Skifahrer und Snowboarder bequem auf 2.150 Höhenmeter. Am Gipfel eröffnet sich ein schönes Winterpanorama. An der ersten Bergstation, zu erreichen mit der Kabinenbahn, beginnt eine fünf Kilometer lange Piste zum Rodeln. Schlitten können an der Talstation gemietet werden.

Skigebiet Rosskopf in Sterzing: So nah wie hier sind sich Stadt und Skipiste selten: Von der Altstadt Sterzings geht man in nur fünf Minuten zur Talstation des Rosskopfs, mit dessen Bergbahn es hinauf auf 1.860 Meter über dem Meeresspiegel geht. Beliebt bei Groß und Klein ist die Rodelbahn, die mit einer Strecke von 9,6 Kilometern die längste künstlich beschneite Rodelbahn Italiens ist. Sie führt durch den Wald und zurück zum Ausgangspunkt der Talstation. Weitere Infos zur Rodelbahn finden Sie in diesem Artikel.

Adressen:

Hotel Schneeberg: Maiern 22, I-39040 Ridnaun – Südtirol – info@schneeberg.it,  www.schneeberg.it

Tourismusverein Sterzing: www.sterzing.com, Infos zur Stadt Sterzing lesen Sie in diesem Artikel.

Ratschings Tourismus: www.ratschings.info